Willi Hahn

Bildhauer, Steinmetz, freischaffender Künstler
* 1920 in Saarbrücken  1995 in Trier

Der bekannte Trierer Künstler Willi Hahn wurde am 7. Februar 1920 in Saarbrücken, als Sohn des Eisenbahners Wilhelm Hahn geboren. Zunächst sollte er Priester werden und besuchte von 1930 bis 1934 das Studienkolleg der Salesianer in Oberhundem im Sauerland. Seine überdurchschnittlich hohe Begabung im Zeichen und Modellieren blieb seinen Lehrern nicht verborgen. Sie empfahlen den Eltern diese Begabung zu fördern und ihn in die Lehre eines Handwerkermeisters zu geben. So begann Willi Hahn 1934, im Alter von 14 Jahren, eine Lehre zum Maler und Anstreicher, die er jedoch, wegen einer Bleivergiftung, aufgeben musste. Sein Vater wurde 1936 nach Konz versetzt und Willi Hahns Eltern schickten ihren Sohn zur Meisterschule des deutschen Handwerks, die spätere Kunstgewerbeschule, am Paulusplatz in Trier. Die Leistungen des Erstsemesters waren so außergewöhnlich gut, dass ihm ein Stipendium von sieben Freisemestern bewilligt wurde. Während seines Studiums konnte Willi Hahn an den Restaurierungsarbeiten des Simeonstifts mitwirken und erhielt Anschauungsmaterial, welches ihn prägen sollte. Sein sicherer Umgang mit unterschiedlichen Werkstoffen entwickelte sich wohl in dieser Zeit. Er schloss 1939 sein Studium zum Steinbildhauer mit Auszeichnung ab. Doch mit seinem Abschlusszeugnis erhielt er auch seinen Einberufungsbefehl zum Kriegsdienst. Er wurde im Frankreich- und Russlandfeldzug eingesetzt. Am 2. Mai 1942 wurde er, durch Granatsplitter schwer verwundet und geriet später in französische Kriegsgefangenschaft. Nach sieben Jahren Kriegsdienst und Gefangenschaft kehrte er 1947 nach Trier zurück. Während des Krieges und der Zeit im Kriegsgefangenenlager hatte er nie aufgegeben künstlerisch zu arbeiten. Auf der Rückseite von Meldeblöcken zeichnete er Porträts seiner Kameraden oder modellierte Figuren aus Seifenresten. Nach seiner Freilassung arbeitete er zunächst auf einem Bauernhof. Dort entdeckte ihn der Trierer Baurat H.O. Vogel und beauftragte ihn mit den Schnitzarbeiten für die Türen von St. Gangolf, Trier. Von 1947 bis 1954 arbeitete Willi Hahn dann an der Wiederherstellung des Kreuzganges von St. Matthias, gemeinsam mit Pater Maurus Münch. Er legte die Arbeiten seiner Vorgänger frei und ergänzte sie. Die von Hahn geschaffenen Kapitelle zeigen biblische Zyklen aus dem Alten und Neuen Testament, darin verborgen sind Geschichten, die eng mit dem Kloster St. Matthias verbunden sind. Wie ein mittelalterlicher Künstler erzählt Willi Hahn Bildergeschichten, wobei in die gefühlvollen Darstellungen Erzählungen der Zeitgeschichte hineinfließen.

Ich bin stark in der Erzählung! Ich bin kein plastischer Künstler, mit hoher Kunst hatte ich nie etwas im Sinn, es geht mir um die Harmonie der Verhältnisse.

Willi Hahn

Als sein großes Vorbild sah Willi Hahn stets Ernst Barlach. Gerade in Hahns Heiligenfiguren lässt sich der starke Einfluss Barlachs nachvollziehen. Bevorzugt arbeitete Willi Hahn in Stein, doch ebenso kunstvoll beherrschte er den Bronzeguss.

1952 hatte Willi Hahn mit seiner Familie ein neues Zuhause auf dem Grüneberg bezogen. Obwohl das neue Heim mit Atelier abgelegen war und die Familie zurückgezogen lebte, wurde es zu einem Anziehungspunkt für Künstler und Kunstinteressierte.

In Hahns Gesamtwerk überwiegen die sakralen Arbeiten. Nach seiner Arbeit für den Kreuzgang in St. Matthias und für einen Kreuzweg in St. Valerius wurde Willi Hahn weit über die Grenzen der Diözese Trier hinaus zu Restaurierungsarbeiten und zur Ausstattung neuer Kirchengebäude hinzugezogen. Manches Gesamtkunstwerk entstand dabei zusammen mit dem Trierer Maler Werner Persy.

Für den öffentlichen Raum gestaltete Willi Hahn vor allem Brunnen, Gedenktafeln und Großplastiken. Hier ist das 1990 entstandene Bronzerelief der Cläre-Prem-Plakette zu Ehren der Trierer Mundartdichterin zu nennen. Der in der Region Trier bekannteste Brunnen des Künstlers ist der Heuschreckbrunnen. Hier setzte Willi Hahn 1977 trierischer Lebensart ein Denkmal. Neben Trierer Originalen wie Fischers Maathes hat sich Willi Hahn selbst, mit seiner obligatorischen Baskenmütze verewigt. In seiner Hand hält der Bildhauer, der sich selbst stets als demütiger Kunsthandwerker und Steinmetz verstand, sein wichtigstes Werkzeug Hammer und Meißel.

Willi Hahn starb am 18. September 1995 in Trier. Zu seinen bekanntesten Arbeiten für den öffentlichen Raum der Region zählen: Die Cläre-Prem-Plakette (Hauptmarkt, Trier), der Heuschreckbrunnen (Ecke Fleischstraße/Nagelstraße, Trier), das Pacellikreuz (Abteihof St. Matthias, Trier), der Cornelius-Brunnen (Trier-Kürenz), der Doktor-Brunnen (Konz) und die Brückenskulptur des Heiligen Christophorus (Schweich).

Die Plastik soll durchlässig werden für ihre Umgebung, ein Wechselspiel soll entstehen für innen und außen; es soll eine Balance sein von Form und Raum, das ist das Grundprinzip meiner Steinmetzkunst.

Willi Hahn

LM

Kunstobjekte des Künstlers

Cornelius-Brunnen

Balthasar-Neumann-Straße 4

Heuschreckbrunnen

Brunnenstraße / Zum Schlosspark

Cläre-Prem-Plakette

Willy-Brandt-Platz

Referenzen

AK: Bistum Trier [Hrsg.]: Willi Hahn. Katalog zur Ausstellung vom 1. bis 13. September 1995 in der Abtei St. Matthias Trier. Trier 1995.

AK: Bistum Trier [Hrsg.]: 2000 Jahre Christen in Trier: „…aber bei euch soll es anders sein“, 01. bis 13. September 1995 in der Abtei St. Matthias Trier. Trier 1995.

Biographie von Willi Hahn in der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie (RPPD), unter: www.rlb.de, (abgerufen am: 30.01.2016).

Becker, Lorenz: Das Leiden Jesu…Bildbericht – Kreuzweg St. Valerius Trier, unter: www.st-matthias-trier.de, (abgerufen am: 10.10.2015).

Hochdörffer, Volker: Willi Hahn. Portrait eines Bildhauers, in: Neues Trierisches Jahrbuch, 35 (1995), 261-268.

Holzberger, Hiltrud: In Stein gehauene Erzählungen und Gedanken. Der Bildhauer Willi Hahn, in: Hiltrud Holzberger [Hrsg.]: Kürenz. Chronik eines Stadtteils, (Schriftenreihe Ortschronik des Trierer Landes, 49), Trier 2008, 602-605.

Monz, Heinz [Hrsg.]: Trier Biographisches Lexikon. Trier 2000.

Pees, Svenja: Es war einmal? Der Bildhauer Willi Hahn, (Artikel im Wochenspiegel vom 11.07.2015), unter: www.wochenspiegellive.de, (abgerufen am: 07.10.2015).

O.V.: Artikel zu Willi Hahn – Leben in Konz – Kunst im öffentlichen Raum, unter: www.konz.eu, (abgerufen am: 07.10.2015).