Michael Trierweiler

Gerechtigkeit

Die sechs Relieftafeln am Landgericht Trier stammen vom Trierer Bildhauer Michael Trierweiler (*1908–1998). Sie weisen auf die Herkunft von Gerechtigkeit und Rechtsprechung hin. Dabei wird nicht nur auf christliche Symbole, wie die zehn Gebote verwiesen, sondern auch auf das Römische Rechtswesen.

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Michael Trierweiler, Gerechtigkeit, Steinrelieftafeln, 1950er Jahre, Landgericht Trier

Im Jahr 2006 wurde in Trier eine hitzige Diskussion über die Abnahme von Kreuzen in den Gerichtssälen entfacht. Der damalige Landgerichtsdirektor ließ, nach der Renovierung der Gerichtssäle, alle Gerichtskreuze aus den Sälen entfernen. Vor diesem Hintergrund ist das Relief des Trierer Künstlers besonders spannend, denn es wurde verschont von dieser Aktion. Dabei ist hier in Stein gemeißelt, dass Gerechtigkeit und die religiösen Zehn Gebote in unserer westlichen Demokratie unmittelbar im Zusammenhang stehen. Michael Trierweiler (1908–1998) erhielt schon in den 1950er Jahren, als man das Gebäude des heutigen Landgerichts neu baute, den Auftrag zur Gestaltung der Hauptfassade. Die Abbildungen auf den sechs Steinrelieftafeln sind eindeutig von der christlichen Geschichte und ihrer Ikonographie geprägt und erzählen dem Betrachter etwas über die Herkunft und Bedeutung der deutschen Rechtsprechung.

Das mittlere Steinrelief der oberen Reihe zeigt die Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit. Die drei Attribute Augenbinde, Waage und Richtschwert sollen verdeutlichen, dass das Recht ohne Ansehen der Person (Augenbinde), nach sorgfältiger Abwägung der Sachlage (Waage) gesprochen und schließlich mit der nötigen Härte (Richtschwert) durchgesetzt wird. Sie wird oben links flankiert von der Darstellung der zehn Gebote, die Gottes Willen für das Verhalten ihm und anderen Mitmenschen gegenüber zusammen fassen. Sowohl im Judentum als auch im Christentum haben sie die Kirchen- und Kulturgeschichte Europas sowie des außereuropäischen Westens mitgeprägt. Die rechte obere Tafel, neben der Justitia zeigt einen Römer mit einem römischen Liktorenbündel (Fasces). Dieses Rutenbündel mit einem Beil darin, war das Amtssymbol der höchsten Machthaber des Römischen Reichs.

Das mittlere Relief der unteren Reihe, zeigt ein aufgeklapptes Buch mit den Worten »JUSTITIA FUNDAM REGNO«, was so viel heißt wie »Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Reiche/Staaten“. Dieses Relief wird links flankiert von einem ausgemergelten Mann, der sich gebeugt zwischen Dornengewächsen müht. Sein Gegenspieler im rechten unteren Bildnis hingegen, ist ein aufrecht stehender, wohl bemuskelter Mann, der sich eines gedeihenden Baumes erfreut. Zusammen zeigen die unteren drei Tafeln symbolhaft auf, dass Wachstum der Gesellschaft nur unter dem Einfluss der Gerechtigkeit möglich ist.

Zur Geschichte des Landgerichts Trier

Trier hat als zeitweilige Kaiserresidenz (275 – 390) des weströmischen Reiches und jahrhundertelanger Sitz der Kurfürsten eine reiche gerichtliche Tradition. Schöffengericht und Hofgericht waren zur Zeit der Kurfürsten Träger der Gerichtsbarkeit in Trier. Sie fanden ihr Ende nach der Besetzung des Rheinlandes im Jahre 1794 durch die Franzosen. Nunmehr geriet das Gerichtswesen unter französischen Einfluss. 1798 erhielt Trier als Hauptstadt des Saardepartements als Zivil- und Strafgericht ein »Tribunal de Premiére Instance«.

Nachdem Trier 1815 im Gefolge des Wiener Kongresses als Teil der Rheinprovinz zu Preußen kam, erfolgte eine erneute Änderung der Gerichtsorganisation. Erste Instanz wurde zunächst das Kreisgericht und ab dem 01. August 1820 das Landgericht. 1944 wurde das Landgerichtsgebäude, das so genannte »Lambertinum«, eines der herausragenden Bauwerke des Rokoko in der Region, durch Bomben zerstört. Nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen im März 1945 kam die Tätigkeit des Landgerichtes gänzlich zum Erliegen. Schon im April begann jedoch der Neuaufbau des Gerichtswesens; im Dezember 1945 ließ der Oberbefehlshaber der französischen Militärregierung die Wiedereröffnung des Landgerichts zu. Im Jahre 1954 konnte der an Stelle des zerstörten »Lambertinums« errichtete Neubau in Betrieb genommen werden, im Jahre 1966 ein damals moderner Erweiterungsbau. Eine umfassende Sanierung des Neubaus fand in den letzten Jahren statt. Von Februar 2004 bis Februar 2006 wurde der Erweiterungsbau komplett saniert und modernisiert.

Kunstobjekte in der Nähe

Gerechtigkeit

  • Justizstraße 2
  • 54290 Trier
  • Fassade des Amtsgerichts Trier

Referenzen

»Wir über uns«, Homepage des Landgericht Trier, unter www.lgtr.justiz.rlp.de (abgerufen am 08.09.2017).

Kommentar von Ullrich Papschik zu: Juristen tagen zur »Vierten Gewalt«, in: pro – Christliches Medienmagazin (09.05.2015), unter: www.pro-medienmagazin.de, (abgerufen am: 07.06.2017).

Leserbrief von Ullrich Papschik zu: IHRE MEINUNG zur Serie Kultur-Orte (TV vom 27. September) über die Skulptur »Der große Knieende« auf dem Hauptfriedhof in Trier (08.10.2016), in: Trierischer Volksfreund, unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 07.06.2017).

JH