500+1 Pilgerstäbe

Bernhard Maria Müller und Schülerinnen der Medard-Schule, 500+1 Pilgerstäbe, 2011/12, Haselnuss bemalt, Höhe ca. 2m,  Bischof-Stein-Platz, Trier

Der Pilgerstab gehört schon seit dem Mittelalter, neben dem Pilgerhut und der Pilgertasche, zu den äußerlich sichtbaren Zeichen der Pilgerschaft. Das Kunstprojekt 500+1 Pilgerstäbe entstand im August 2011, im Vorbereitungsjahr der Heilig-Rock-Wallfahrt, als eine Zusammenarbeit von Schülern der Medard-Schule und ihrem Lehrer und Trierer Künstler Bernhard Maria Müller (*1948).

»Sie stehen damit symbolisch für eine bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition: Gelangten die Pilger am Ende ihrer Reise zu der Wallfahrtskirche, ließen sie ihre Pilgerstäbe vor dem Eingang zurück, das Ende ihrer Reise war erreicht.«

 

Micha Flesch, Kulturbeauftragter des Bistums Trier

Die Stäbe, in kräftigen Primärfarben oder verschiedenen Pastelltönen bemalt, wurden aus Haselnusssträuchern von städtischen Forstrevieren in Olewig und Kernscheid geschnitten. An jedem der knapp zwei Meter hohen Stäbe hängt eine Astscheibe mit einer Jahreszahl zwischen 1512, dem Jahr der ersten Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier und 2012. Die Exemplare der Jahre, in denen eine Heilig Rock-Wallfahrt stattfand, sind in kräftigem rot gestrichen. Auf der Rückseite der Astscheibe steht der Name eines Paten, der die Patenschaft für einen Stab für mindestens einen Euro übernehmen konnte. Der Erlös floss in die Renovierung des Kreuzgangs der Abtei St. Matthias, dessen Geschichte untrennbar mit der Pilgerbewegung verbunden ist.

Die Schüler erzählen, die Stäbe stünden für Pilger aus diversen Nationen und Epochen; Sie können von Sorgen und Nöten, Freude, Dankbarkeit, Glaube und Hoffnung erzählen. Sie sind zugleich stumme und erzählende Zeugen, erläutert Bernhard Maria Müller. Der Betrachter wird selbst dazu aufgefordert sich Gedanken über die Menschen zu machen, die die Pilgerwege beschreiten. So wird eine geschichtliche und emotionale Auseinandersetzung mit der Religion und dem Glauben angestoßen.

»Halt finden wir durch einen Pilgerstab, durch Menschen, die mit uns auf dem Weg sind, und durch Jesus Christus.«

 

Dr. Georg Bätzing, Generalvikar und Wallfahrtsleiter, 2012

In diesem Zitat bezieht sich Georg Bätzing (*1961) auf die aus dem 12. Jahrhundert stammende Bezeichnung des Pilgerstabes als »dritter Fuß« des Pilgers. Er symbolisiert so auch die Dreifaltigkeit und soll dem Wallfahrer auch spirituellen Halt geben. So sollen auch diese zeitgenössischen Pilgerstäbe für Hoffnung und Mitmenschlichkeit stehen.

Das Kunstprojekt zur Heilig-Rock-Wallfahrt 500+1 Pilgerstäbe wurde damals 2011 auf dem Freihof der St. Matthias-Basilika aufgestellt. Im Folgejahr wurden die 501 Pilgerstäbe im Auftrag des Bistums Trier um weitere 1099 Stäbe erweitert. Sie rahmten zunächst, in Holzbottichen installiert, den Eingang des Trierer Domes. Heute befinden sich die Installationen der Pilgerstäbe nur noch hinter dem Dom auf dem Gelände der Privaten Kath. Fachschule für Sozialwesen.

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