Adolph Steines

Apostel Jakobus

Am Krahnenufer, auf der Mauer der Zufahrt des Stiftungsweinguts der Vereinigten Hospitien, schreitet die aus 1,5 mm dickem Kupferblech getriebene, 225 cm hohe Figur des Apostel Jakobus in Richtung Süden. Sein Ziel ist die Kathedrale von Santiago de Compostela im spanischen Galizien. Der Pfalzeler Künstler Adolph Steines (*1935) schuf die Heiligenfigur im Jahr 1984.

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Adolf Steines, Apostel Jakobus, 1984, H 225cm, Kupfer getrieben, Krahnenufer, Trier

Die 225 cm hohe Figur des Apostels Jakobus d. Ä. (Major) wurde im Jahr 1984 vom Pfalzeler Künstler Adolph Steines (*1935) aus 1,5 mm dickem Kupferblech getrieben. Wie in der christlichen Ikonographie üblich wird der ältere, bärtige Apostel mit folgenden Attributen dargestellt: dem Pilgermantel und -hut, dem Pilgerstab und der Jakobsmuschel, sowie mit einem Heiligenschein (Nimbus) und dem Buch der Evangelien, als Zeichen seiner Apostelwürde und Missionarstätigkeit.

Die Heiligenfigur bezieht sich zum einen auf die Wallfahrt nach Santiago de Compostela zum Grab des Apostels, wobei der berühmte Jakobsweg durch Trier verläuft, und zum anderen auf das St.-Jakob-Spital (früher Fleischstrasse, heute »Am Jakobsspitälchen«). Dort fanden Pilger im Mittelalter Verpflegung und eine Unterkunft. In späterer Zeit wurden im Hospital hauptsächlich Arme, Alte und Kranke versorgt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das St.-Jakob-Spital im Rahmen der Säkularisationsbestrebungen Napoleon Bonapartes den neu gegründeten Vereinigten Hospitien angeschlossen. Alle über das Stadtgebiet verstreuten kirchlichen Einrichtungen, wie Hospitäler oder Waisenhäuser, wurden Teil einer Stiftung und unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt. Die Stiftung Vereinigte Hospitien Trier finanziert sich noch heute teilweise aus den Erträgen eines Weinguts. Dessen Weinberge, die sich hauptsächlich in den Steillagen von Saar und Mosel befinden, erhielt die Stiftung von aufgelösten oder säkularisierten Trierer Klöstern im Zuge der Stiftungsgründung. Um die besondere Beziehung zum Jakobsweg und zum Apostel selbst zu demonstrieren entschied man sich für eine Darstellung des Heiligen auf den Flaschenetiketten des Weingutes. Die Jakobus-Figur wurde schnell zum Markenzeichen der Vereinigten Hospitien Trier.

So war es 1984 für den Kunstschmied, Bildhauer und Maler Adolf Steines, der damals seine Werkstatt in Bekond leitete, keine Überraschung, dass der Jakobus der Weinetikett-Darstellung als Vorlage für eine großfigurige Plastik dienen sollte. »Eine kniffelige Angelegenheit«, erinnert sich der heute 80-jährige Künstler. Zur gestalterischen Herausforderung gesellte sich ein gewünschter und »sinnvoller Richtungswechsel« (Morgen).

»Auf dem Etikett schreitet Jakobus nach links. Von der Moselufer-Straße aus betrachtet, präsentiert sich die Heiligenfigur in entgegen gesetzter Gehrichtung. Hans Pilgram, seinerzeit Direktor der Vereinigten Hospitien, wollte den Werbe- und Imageträger für den Hospitien-Wein mit Blick nach rechts in Richtung Santiago de Compostela, dem Ziel des Jakobs-Pilgerweges, dargestellt wissen. Und zwar nicht als Relief, sondern als Vollplastik weithin sichtbar auf der Mauer, links der Hospitien-Zufahrt.«

 

Roland Morgen

Auch die Übertragung des Heiligenscheins aus der zweidimensionalen Darstellung in die allansichtige Dreidimensionalität, ohne den Charakter und das bekannte Erscheinungsbild der Vorlage zu verändern, stellte sich als schwierig heraus. Steines löste das Gestaltungsproblem, indem er nicht eine ›Scheibe‹ am Hinterkopf der Heiligen-Figur befestigte, wie es vielleicht üblich gewesen wäre, sondern er spannte einen Bogen über die Kopfmitte.

Als die Jakobus-Plastik 1984 aufgestellt wurde, war sie nicht unumstritten und die Trierer verpassten ihr sogleich zwei Spitznamen: der »Blechseppel« und das »Männsjen auf der Mauer«. Manch einer mokierte sich über den seltsamen »Überrollbügel«, den der Heilige zu tragen hätte. Die Aufregung legte sich rasch. Im Zuge der Wiederbelebung des Pilgerns auf dem Jakobsweg ist der Hl. Jakobus am Trierer Krahnenufer ein beliebtes Fotomotiv geworden.

Kunstobjekte in der Nähe

Apostel Jakobus

  • Krahnenufer 19
  • 54290 Trier
  • Eingang des Krahnenufers, Zufahrt zum Weingut der Vereinigten Hospitien

Referenzen

Jakobus der Ältere, in: Ökumenisches Heiligenlexikon, unter: www.heiligenlexikon.de, (abgerufen am: 28.09.2016).

Morgen, Roland: Wie der „Blechseppel“ auf die Mauer kam, in: Trierischer Volksfreund (08.02.2007), unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 23.09.2016).

O.V.: St. Michael und St. Jakobus, in: Metallhandwerk + Technik, 11/85, (1985).

O.V.: Der heilige Jakobus nahm Gestalt an. Kupfer-Plastik „grüßt“ jeden an der Moseluferstraße, in: Trierischer Volksfreund, 24./25./26. Dez. (1984), S. 11.

Steines, Adolf: Metall-Treiben. Arbeitstechniken – Beispiele – Oberflächengestaltung, 4. erg. Aufl., Lübeck 1999, S. 108-110.

Website der St. Jakobusbruderschaft Trier e.V.: www.sjb-trier.de, (abgerufen am: 24.09.2016).

Website der Vereinigte Hospitien Trier: www.vereinigtehospitien.de, (abgerufen am: 24.09.2016).

Website des Weinguts der Vereinigten Hospitien Trier: www.weingut.vereinigtehospitien.de, (abgerufen am: 24.09.2016).

LM