Boot

Rainer Henze, Boot, 1992, Bibliothek der Universität Trier, Trier

Das Boot des Metallbildhauers Rainer Henze (*1952) versteckt sich seit 1992 auf dem Dach der Universitätsbibliothek und bietet dem, der es entdeckt, vielerlei Deutungsmöglichkeiten. Das fragile, aus dünnen Eisenstäben gefertigte Boot fasst drei Personen. Die scherenschnittartig dargestellten Figuren sind Schemen, deren teils lebhaftes Gebaren nicht nur die Formen in Bewegung bringt, sondern potenziell auch die Fantasie des Betrachters.

Der Fährmann wendet den beiden Insassen den Rücken zu, während er in ruhiger Position das Boot steuert. Die in die entgegengesetzte Richtung blickenden Mitreisenden scheinen dahingegen aufgebracht. Die erhobene Hand der sitzenden Figur könnte einen letzten Gruß andeuten, während die ausgestreckten Arme der stehenden Person einem sehnsuchtsvollen Gestus gleichen. Die Theatralik der Haltungen, in denen Abschied und Verzweiflung gelesen werden können, und die narrative Art der Szene legen eine Kontextualisierung mit der, in der griechischen Mythologie beschriebenen, Überfahrt der Verstorbenen über den Styx in die Unterwelt nahe. Wobei dies nur eine mögliche Lesart ist, denn der Verzicht auf eindeutige Attribute und eine bewusst schemenhaft gehaltenen Formensprache lassen die Deutungsdimension offen.

Ein Blick auf das Kunstwerk kann bei der Hausverwaltung erlangt werden.

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