Michael Trierweiler

Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945

Die Bronzeskulptur des »Großen Knienden« wurde 1950 von Michael Trierweiler (1908–1998) geschaffen. Auf dem ehemaligen jüdischen Teil des Trierer Hauptfriedhofs platziert, fungiert sie als Denkmal für die Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945. Aus der Figur sprechen Schmerzen, Demütigung, Leid und Isolation – doch statt am Boden zu liegen, stützt sich der Mann mit letzter Kraft auf.

Michael Trierweiler, Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, 1950, Bronzeplastik, 130 x 105 x 145 cm, Hauptfriedhof, Trier

Das Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933–1945 befindet sich im Zentrum einer Wegkreuzung, auf dem jüdischen Friedhofsteil des Trierer Hauptfriedhofes. Als überindividuelles Abbild dieser Opfer ließ der Trierer Bildhauer Michael Trierweiler (1908–1998) eine nackte, männliche Figur in Bronze gießen. Auf einem Sockel erhöht kniet er, das rechte Bein aufgestellt und den rechten Arm auf dem Oberschenkel ruhend. Vor dem linken Bein, stemmt sich der niedergesunkene Mann mit seinem linken Arm und der Faust seiner Hand gegen eine Erhebung im bronzenen Untergrund.

Aus der Figur sprechen Schmerzen, Demütigung, Leid und Isolation – doch statt am Boden zu liegen, stützt sich der Mann mit letzter Kraft auf. Die Körperhaltung, das Abstützen auf das linke Knie und den rechten Fuß, der Ellbogen, der auf das rechte Bein gelegt ist und die fest in den Boden gepresste linke Faust beschreiben ein Schwanken zwischen ermattetem, vielleicht sterbendem Niedersinken und einem Sammeln der letzten Kräfte für den körperlichen und seelischen Widerstand. Während der nach unten gesenkte Kopf den Betrachter an die erniedrigenden Gräueltaten des unmenschlichen NS-Regimes denken lässt.

Bei ihrer Aufstellung war die Skulptur des »Großen Knienden« umstritten und wurde vielfach missverstanden. Die offensichtliche Nacktheit der Bronzefigur erregte in den 1950er Jahren die Gemüter. Das Friedhofsamt sollte gar dichteren Bewuchs anpflanzen, um die »offensive Präsenz« des Knienden zu mindern. Weiter stritt man darüber, ob das Mahnmal nur den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gewidmet werden sollte oder auch den Opfern der sowjetischen Diktatur Stalins. An der Einweihungsfeier nahmen schließlich nur wenige Personen des öffentlichen Lebens teil. Eine angemessene Anerkennung und Würdigung des Denkmals, als ein ergreifendes Mahnmal und beeindruckendes Kunstwerk, wurde dem »Großen Knienden« erst Jahre später zu Teil.

Das Grab des 1998 verstorbenen Trierer Bildhauers Michael Trierweiler (1908–1998) befindet sich in unmittelbarer Nähe des Denkmals.

Kunstobjekte in der Nähe

Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945

  • Hauptfriedhof
  • 54292 Trier
  • Eingang: An der Hospitalsmühle; links

Referenzen

Website von Sandra Ost und Stephan Moll zum Trierer Hauptfriedhof, unter: www.trierer-hauptfriedhof.de (abgerufen am: 13.10.2015).

AT: Stadtarchiv u. Stadtbibliothek Trier [Hrsg.]: Trier und der Nationalsozialismus. Die Machtergreifung in der rheinischen Stadt. Trier 1983/84.

»Den Opfern der Gewaltherrschaft – ein würdiges Denkmal!? Wenig Ehrung und Tröstung durch das derzeitige Mal auf dem Städtischen Friedhof«, in: Trierische Landeszeitung, 29.11.1952.

Ladendorf, Heinz: »Denkmäler und Mahnmale seit 1945«, in: Konrad Schilling [Hrsg.]: Monumenta Judaica. 2000 Jahre Geschichte und Kultur der Juden am Rhein, Köln 1963, S. 656–666.

Ost, Sandra: Spaziergänge über den Trierer Hauptfriedhof, Trier 2004, S. 33–43.

Moll, Stephan/Ost, Sandra: »Zeittafel«, in: Der Trierer Hauptfriedhof, unter: www.matergloriosa.de (abgerufen am: 15.02.2015).

Puvogel, Ulrike/Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation I, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Bonn 1995.

Valerius, Peter: „Hauptfriedhof – Denkmal für die NS-Opfer“, in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de (abgerufen am: 15.02.2015).

Zenz, Emil: Geschichte der Stadt Trier, 3 Bde, Trier 1967–1973.

Zuche, Thomas [Hrsg.]: Stattführer. Trier im Nationalsozialismus. Trier 2005.

LM