Jupp Zimmer

Europa mit dem Stier

Die Plastik der Europa mit dem Stier wurde 1980 vom Bildhauer Jupp Zimmer (1919–1995) geschaffen. Europa mit dem Stier war ein immer wiederkehrendes Motiv im Werk Jupp Zimmers. Er setzte das Thema in Steinskulpturen, Bronzen, Klein- und Großplastiken um und bezieht sich dabei auf eine Geschichte der griechischen Mythologie, welche ein zentrales Thema der abendländischen Kunstgeschichte darstellt. Hier an ihrem Aufstellungsort, inmitten der Grünanlagen der Nebenstelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und des Bundesvermögensamtes nimmt die Plastik subtil Bezug auf das heutige Europa.

Bilder werden geladen.

Jupp Zimmer, Europa mit dem Stier, 1980, Moltkestraße, Trier

Die Plastik der Europa mit dem Stier wurde 1980 vom Bildhauer Jupp Zimmer (1919–1995) geschaffen. Dabei entsteht der Eindruck, als würde sich das Tier gerade aus einer liegenden Position erheben. Die Hinterbeine sind bereits durchgestreckt, mit den Vorderbeinen kniet der Stier noch auf dem Boden. Der angehobene, nach oben gestreckte Kopf ist nur wenig ausgearbeitet und wirkt stilisiert. Die Augen, die Nasenpartie und das Maul sind nur angedeutet, während die beiden gerade zu den Seiten abstehenden, stumpfen Kegelformen der Hörner die Erscheinung dominieren. Die Aufwärtsbewegung wird durch die Kopfhaltung unterstützt. Im Nacken des Tieres bilden sich Hautfalten. Auf dem höchsten Punkt des Stierrückens sitzt die nackte Frauengestalt der Europa. Vom Kopf des Tieres abgewandt, liegen ihre Beine den Rücken des Stiers entlang. Ihr rechtes Bein ist ausgestreckt, das linke hat sie leicht angewinkelt. Sie wendet ihren nackten Körper leicht nach hinten und zur Seite, während sie sich auf ihren durchgestreckten rechten Arm und ihre rechte Hand stützt. Ihre linke Hand ruht entspannt auf ihrem linken Oberschenkel. Mit der Drehung und dem Anheben ihres Kopfes zur rechten Seite schaut sie, leicht über ihre Schulter blickend, versonnen in die Ferne. Ihr leicht geöffneter Mund lächelt sanft. Das mittellange Haar hat sie zur Seite gestrichen.

In der weitläufigen Grünanlage, die die ehemaligen Benediktinerabtei St. Maximin umgibt, fand die Aluminiumplastik Europa mit dem Stier des Bildhauers Jupp Zimmer 1980 ihren Aufstellungsort. Eine Nebenstelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und das Bundesvermögensamt haben dort ihren Sitz. Die Abtei wurde im 4. Jahrhundert gegründet und diente nach der Säkularisierung als preußische Militärkaserne, Garnisonskirche, Gefängnis und Schule. Innerhalb eines beschränkten Wettbewerbs mit fünf Teilnehmern hatte man sich 1979 für den Entwurf des Trierer Künstlers entschieden.

Die Darstellung einer Geschichte der griechischen Mythologie ist ein zentrales Thema der abendländischen Kunstgeschichte. Zeus begehrte Europa, die Tochter des phönizischen Königs. Weil er die Eifersucht und den Zorn seiner Gemahlin Hera fürchtet nähert sich Zeus der Königstochter, die am Meer spazieren ging, als weißer Stier. Europa fand den Stier so sanft und zahm, dass sie ihn streichelte und auf seinen Rücken kletterte. Das Tier erhob sich und trug Europa ins Meer hinaus. Zeus entführte Europa bis nach Kreta, wo sie seine Geliebte wurde. Sie gebar ihm drei Söhne. Der Erstgeborene erhielt den Namen Minos. Europa heiratete schließlich den kretischen König, der ihre Söhne adoptierte und Minos zum Erben einsetzte. Der mythologische Stier ist als Sternbild verewigt und Europa gab einem Kontinent ihren Namen.

Jupp Zimmers Europa ist ein nacktes junges Mädchen. Der sanft und freundlich, fast gefügig wirkende Stier ist gerade im Begriff sich zu erheben und sie fort zu tragen. Die Szene der Entführung ist, im Unterschied zu anderen bekannten Darstellungen des Themas nicht rau und gewalttätig. Es scheint nichts gegen den Willen der nackten Schönen zu geschehen, sondern es verbreitet sich der Eindruck von Ausgeglichenheit, Ruhe und Frieden.

»Entgegen zahlreicher historischer Darstellungen hat das Motiv hier etwas in sich Ruhendes und Friedliches, unterstützt durch die naiv anmutende Darstellung. Mit der Wahl des Motivs setzte Zimmer nichtsahnend einen Bezug zur heutigen EU, die durch ihre Gesetzgebung und Bestimmungsrichtlinien wesentlichen Einfluss auch auf die BImA in Trier hat.«

 

Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes, 2012

 

Kunstobjekte in der Nähe

Europa mit dem Stier

  • Moltkestraße 15
  • 54292 Trier
  • Gelände der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben / Bundesvermögensamt

Referenzen

Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation (25/2012), 84: Trier, Bundesvermögensamt, Jupp Zimmer 1980, S. 289-291.

 

LM