Franz Schönberger

Gedenkstele an der alten Synagoge

Die Gedenkstele an der alten Synagoge wurde im Jahr 1984 von Franz Schönberger (*1946) aus Bronze gefertigt. Die Inschrift erinnert an die Synagoge der jüdischen Gemeinde, welche im Jahr 1859 auf dem Zuckerberg erbaut wurde und in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Reichspogromnacht) geplündert und demoliert wurde.

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Franz Schönberger, Gedenkstele an der alten Synagoge, 1984, 50 x 36 x 196 cm, Bronze, Ecke Zuckerbergstraße/An der alten Synagoge, Trier

Die Gedenkstele an der alten Synagoge wurde im Jahr 1984 von Franz Schönberger (*1946) aus Bronze gefertigt. Die Inschrift der Bronze-Stele erinnert an die Synagoge der jüdischen Gemeinde, die im Jahr 1859 auf dem Zuckerberg erbaut wurde und in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Reichspogromnacht) geplündert und demoliert wurde.

Das mittelalterliche Judenviertel am Trierer Hauptmarkt, geht vermutlich bis auf das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts zurück. Hier befand sich die erste Synagoge der Gemeinde. Nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vom Hauptmarkt (1418), siedelten sich diese im beginnenden 17. Jahrhundert im Bereich der Weberbach und Neustraße wieder an. Da das Gebäude ihrer Synagoge nur gemietet war und im Jahr 1757 der Mietvertrag gekündigt wurde, erwarb die jüdische Gemeinde im Jahr 1761 ein zweigeschossiges Wohnhaus in der Nähe.

Diese Synagoge an der Weberbach wurde bald zu klein und entsprach nicht mehr den Anforderungen des Gottesdienstes, weshalb sich die jüdische Gemeinde für einen Neubau am Zuckerberg entschied. Der Grundstein für diese neue Synagoge, eine Planung des Trierer Architekten Christian Wilhelm Schmitt, wurde am 6. Oktober 1857 gelegt. Am 9. September 1859 wurde sie eingeweiht.

Von außen betrachtet wird die Synagoge von Jacques Jacobs (1984) als »schmuckloser, unverputzter Sandsteinbau« beschrieben. Das Gebäude war rechteckig und hatte ein geschiefertes Satteldach. Den Vorhof, der durch eine Mauer begrenzt war, konnte man durch eine eiserne Gittertür betreten. »Einige Stufen führten zum Eingang des Gebäudes; eine hebräische Inschrift über dem Eingang der Vorhalle bezeichnete die Bestimmung des Hauses« (J. Jacobs). Das Innere hingegen sei »eindrucksvoll« (J. Jacobs) gewesen. Zwischen den drei Bankreihen seien Teppiche ausgelegt gewesen, die bis zu dem Vorplatz der heiligen Lade führten: »Die heilige Lade selbst war ein Schrein, in dem Thorarollen aufbewahrt wurden« (J. Jacobs). Während die Männer im Erdgeschoss am Gottesdienst teilnehmen konnten, verlief für die Frauen an der Längsseite eine Empore. Die Trierer Synagoge war lediglich für den Gottesdienst ausgelegt.

Der Trierer Volksfreund hat die Geschehnisse der Reichspogromnacht anhand des alten Quellenmaterials (Augenzeugen-Berichte und Prozessakten der Strafkammer Trier von 1949) zu rekonstruieren versucht. Insgesamt gab es drei Prozesse mit der Anklage: »Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, die aktenkundig sind:

»Den zehn Angeklagten wird vorgeworfen, aus politischen und rassistischen Gründen Menschen verfolgt und sich öffentlich zusammengerottet zu haben, in Wohnungen eingedrungen zu sein und zum Teil als Rädelsführer, zum Teil als Zerstörer von Sachen, zum Teil als Glieder der Menschenkette bei den Aktionen gegen Juden beteiligt gewesen zu sein«

Trierischer Volksfreund 2011

Zuvor hatten sich Männer der SS für die befohlene »spontane Aktion der kochenden Seele« (TV, 2011) in der Dietrichstraße versammelt. In der Nacht und am frühen Morgen des 9. und 10. Novembers schlugen sie die Fenster jüdischer Geschäfte ein. Es kam zu Zerstörungen und Plünderungen von jüdischen Geschäften, Wohnungen und Privathäusern. Dies geschah auch in der Synagoge in der Zuckerbergstraße. Die über 100 Menschen, welche sich hier zum Gebet versammelt hatten, wurden ins Gefängnis in die Windstraße gebracht.

Der Augenzeuge Karl Steinborn berichtet: »Der Schulweg führte meinen Freund und mich durch die Metzelstraße an dem an die Synagoge angelehnten Bethaus vorbei, hinter dessen zugezogenen Gardinen wir im Erdgeschoss öfters Juden beim Morgengottesdienst beobachten und hören konnten. Am Morgen des 10. Novembers jedoch waren die Fenster eingeschlagen, Kultgegenstände lagen umher« (TV, 2011). Nur eine der 24 sich in der Synagoge befundenen Thorarollen konnte, versteckt vom Archivar des Bistums (Alois Thomas), den Krieg überstehen.

Kunstobjekte in der Nähe

Gedenkstele an der alten Synagoge

  • An der alten Synagoge
  • 54290 Trier

Referenzen

Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V., Trier in der NS-Zeit: Die alte Synagoge, unter: www.stattfuehrer.de, (abgerufen am 21.11.2015).

AT: Stadtarchiv u. Stadtbibliothek Trier [Hrsg.]: Trier und der Nationalsozialismus. Die Machtergreifung in der rheinischen Stadt. Trier 1983/84.

Blass-Naisar, Sandra: Reichspogromnacht: Der Morgen des 10. November 1938 in Trier (08.11.2011), unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am 21.11.2015).

Jacobs, Jacques: Existenz und Untergang der alten Judengemeinde der Stadt Trier. Trier 1984.

Nolden, Reiner: Neue Quellen zum Schicksal der Trierer Juden im Dritten Reich (1939–1943), in: Kurtrierisches Jahrbuch, Jg. 24, 1984, 235–244.

Puvogel, Ulrike und Martin Stankowski: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation I, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Bonn 1995.

Stadtarchiv u. Stadtbibliothek Trier [Hrsg.]: Juden in Trier. Trier 1988.

Valerius, Peter: Gedenkstein an der alten Synagoge, in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de, (abgerufen am 10.11.2015).

Zenz, Emil: Geschichte der Stadt Trier, 3 Bde, Trier 1967-1973.

Zuche, Thomas [Hrsg.]: Stattführer. Trier im Nationalsozialismus. Trier 2005.

AW/LM