Bernd Dobrzynski

Heiliger Willibrord

Als neuer Mittelpunkt des umgestalteten Irminenfreihofs wurde am 27. Januar 2007 eine Statur des Heiligen Willibrord enthüllt und gesegnet. Der Bildhauer Bernd Dobrzynski (*1958) schuf die Skulptur des angelsächsischen Missionars der Friesen und Gründer der Abtei zu Echternach aus französichem Kalkstein.

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Bernd Dobrzynski, Heiliger Willibrord, 2007, 190 x 46,5 x 64,5 cm, französischer Kalkstein, Irminenfreihof, Trier

Einer der »beschaulichsten Plätze des mittelalterlichen Triers« war einst der Irminenfreihof. Der Mittelpunkt des Platzes war bis ins späte 18. Jahrhundert die alte Pauluskirche. Einer Überlieferung nach wurde die Kirche von dem Wandermönch Willibrord gegründet und geweiht. Der ursprüngliche Irminenfreihof fiel der modernen Straßenführung zum Opfer und wurde zweigeteilt. Der den Vereinigten Hospitien vorgelagerte Teil wurde 2006 so umgestaltet, dass er dem früheren Charakter des Platzes wieder mehr entspricht. Seit 2007 ist der neue Mittelpunkt die Statur des Heiligen Willibrord, »in Erinnerung daran, dass die heilige Irmina und der heilige Willibrord am Anfang jener bedeutenden religiöskulturellen Ausstrahlung stehen, die von der Abtei Echternach ausgehen sollte. Durch den Schenkungsakt der heiligen Irmina im Jahr 698, dem sich Stadt und Abtei Echternach verdanken, wurde das Fundament für den Aus- und Weiterbau von Willibrords missionarischer Tätigkeit auf dem europäischen Festland gelegt. Echternach und Trier standen unter Willibrord und Irmina in einem geistig-geistlichen Austausch, der sich in der Person des Heiligen Willibrords als zukunftsträchtig weit über den hiesigen Raum hinaus für den gesamteuropäischen Raum erwies«, wie es die Schriftzeilen auf dem Basaltsockel der Statur besagen.

Willibrord, der Missionar der Friesen und erster Bischof von Utrecht, war Angelsachse. Er wurde um das Jahr 658 in Northumbrien in England geboren. Sein Vater Willigis, der später selbst Mönch wurde, gab den Knaben in ein Kloster bei Ripon, wo er vom heiligen Wilfrith erzogen wurde. 678 begab sich der junge Willibrord in eine Abtei im heutigen Mellifont in Irland. Nach zwölfjähriger Ausbildung bei seinem Meister Egbert wurde er mit 30 Jahren zum Priester geweiht und 690 mit 11 Gefährten, darunter Suitbert, zur christlichen Mission nach Friesland gesandt. Der Arnulfinger und fränkische Hausmeier Pippin der Mittlere hatte ihn mit der Friesenmission betraut. Mit der Christianisierung der Friesen wollte Pippin (Urgroßvater Karls des Großen) die Eroberung Frieslands dauerhaft sichern. Entgegen der gängigen Missionspraxis der iro-schottischen Mönche ging Willibrord systematisch und planmäßig vor, wobei er sein Vorgehen durch die Zustimmung des Papstes absicherte. Während eines Besuchs in Rom 695 wurde er zum »Erzbischof der Friesen auf Reisen« ernannt, zugleich erhielt er den kirchlichen Namen Clemens. Erstmals gab es nun auf dem Kontinent einen päpstlich autorisierten Erzbischof. Willibrord/Clemens schuf Verbindungen zwischen dem Papst und dem Königshaus. Die Kombination aus päpstliche Vollmacht und weltlicher Schutz-Garantie durch den Herrscher wurden bestimmend für die spätere Mission der Angelsachsen. Unter den Friesen konnte Willibrord schnelle Erfolge vermerken. Einige Adelsfamilien, darunter die Vorfahren von Liudger von Münster, ließen sich bekehren. Willibrord richtete eine Gemeinde in Trajectum, dem heutigen Utrecht, ein. Pippin der Mittlere ließ in der Stadt eine Kathedrale errichten, von der aus Willibrord seine Mission weiter organisieren konnte. 698 schenkte ihm die adlige Irmina, Äbtissin in Trier, Mutter von Plectrudis, der Gattin Pippins, Land im heutigen Luxemburg, auf dem Willibrord das Kloster Echternach gründete. Pippin bestätigte seine Wahl zum Abt und Willibrord konnte das zunächst bescheidene Anwesen zu einem der blühendsten und einflussreichsten Klöster des Frankenreiches ausbauen. Währenddessen entwickelte sich die Stadt Utrecht zu einem Zentrum christlicher Kultur. Das 40-jährige wirken Willibrords wurde lediglich durch die kurze Herrschaft des Friesenkönigs Radbod von 716 bis 719 unterbrochen, der die heidnischen Kulte reinstallieren wollte. Willibrord war in dieser Zeit nicht untätig. Er bemühte sich, in einem der frühesten Versuche, die Dänen zu missionieren. Ab 719 wurde Willibrord in seiner Missionsarbeit tatkräftig vom fränkischen Hausmeier Karl Martell unterstützt. Winfrid, der spätere Bonifatius, unterstützte Willibrord 719 bis 722. Danach zog Bonifatius nach Germanien, um dort das Evangelium zu verkünden. »Willibrord war der erste bedeutende angelsächsische Missionar auf dem Kontinent, der erste, der mit den Pippiniden bzw. Karolingern zusammenarbeitete, der erste römische Erzbischof. Er förderte Gelehrsamkeit und Schreibkunst.« (Ökumenisches Heiligenlexikon) Eine berühmte Evangelien-Handschrift, die im Besitz Willibrords gewesen sein soll, das »Willibrord-Evangeliar«, wurde im Kloster Echternach aufbewahrt und kam 1802, im Zuge der Säkularisation, nach Paris. Das Skriptorium der Benediktinerabtei von Echternach entwickelte sich zu einem führenden Zentrum der Buchkunst. Hier entstanden Meisterwerke der ottonischen Buchmalerei, wie beispielsweise das Evangeliar von Echternach (lat. Codex aureus Epternacensis). Es wird heute in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg aufbewahrt. Über das Lebensende Willibrords ist nur wenig bekannt. Er starb, im damals ungewöhnlich hohen Alter von 81 Jahren, am 7. November 739 und wurde in Echternach beigesetzt. Seine Heiligsprechung erfolgte bereits kurz nach seinem Tod. (Gedenktag: 7. November) Als wichtige, Willibrords Werk weiterführende Schüler gelten: Liudger und Alkuin. Das Verhältnis zu Bonifatius dagegen war wohl von Spannungen geprägt. Willibrord wird als erster Erzbischof von Utrecht verehrt und trägt den Titel »Apostel der Friesen«. Schon um 800 musste die merowingische Kirche in Echternach zu einer dreischiffigen Basilika erweitert werden, um die zahlreichen Pilger zu Willibrords Grab aufnehmen zu können. Sein Grab ist seit dem 15. Jahrhundert jedes Jahr an Pfingsten Ziel der berühmten Springprozession, die 1497 erstmals urkundlich erwähnt wurde. »[Die Springprozession] ist eine religiöse Ausdrucksform, deren Ursprung sehr weit zurückgeht und die in ihrer Einmaligkeit bis in unsere Zeit überleben konnte. Sie findet jedes Jahr am Pfingstdienstag statt und zieht Tausende von Teilnehmern und ebenso viele Zuschauer an, um so das Andenken an diesen mit europäischen Maßstäben zu bewertenden Heiligen, den man auch oft als Apostel der BENELUX bezeichnet, zu ehren.« (St. Willibrord-Web-Seite) Im Jahr 1777 verhängte der Trierer Erzbischof ein Verbot »der durchaus umstrittenen Springprozession, die manchen zu ekstatisch geriet und möglicherweise auf heidnische Ursprünge zurückgeht. Erst unter Napoleon wurde sie wieder erlaubt und inzwischen von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen«. (Ökumenisches Heiligenlexikon)

Bernd Dobrzynski (*1958) schuf, in reduzierter Formensprache, ein sanftes Abbild des Heiligen. Sitzend, im bischöflichen Gewand, mit Mitra und Bischofsstab, segnet er gerade die Gläubigen und schlägt das Kreuzzeichen. Seine Gesichtszüge erinnern an das Willibrord Porträt des Standbildes vor der Echternacher Basilika. Wie in der christlichen Ikonographie üblich stellt Dobrzynski den Heiligen Willibrord bartlos dar. Bonifatius, im Gegensatz, wird in gemeinsamen Darstellungen stets bärtig gezeigt. Der Bildhauer verzichtet auf das generelle Attribut eines Buches oder einer Schriftrolle und die individuellen, häufig verwendeten Willibrord-Attribute: ein Kirchenmodell des Utrechter Doms, ein Kind, dessen Hand er hält oder ein Brunnen (das Wasser aus Willibrord geweihten Brunnen oder Quellen soll Krankheiten, vor allem bei Kindern, heilen). Am Niederrhein, im Bistum Trier und in Luxemburg wird das Andenken des Heiligen bis heute besonders gepflegt.

Kunstobjekte in der Nähe

Heiliger Willibrord

  • Irminenfreihof 2
  • 54290 Trier

Referenzen

Krämer, Katja: »Wächter Willibrord«, in: Trierischer Volksfreund (29.01.2007), unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 11.03.2017).

o.V.: »Die Basilika von Echternach«, in: St. Willibrord-Web-Seite des Willibrordus-Bauverein, unter: www.web.cathol.lu, (abgerufen am: 09.06.2017).

o.V.: »Hl. Willibrord, 7. November«, in: Seelsorgebereich Stadt Bedburg – Gemeinden Erzbistum Köln, unter: www.gemeinden.erzbistum-koeln.de, (abgerufen am: 11.03.2017).

o.V.: »Sprunggebet«, in: katholisch.de, unter: www.katholisch.de, (abgerufen am: 09.06.2017).

o.V.: »St. Willibrord – Die Biographie«, in: St. Willibrord-Web-Seite des Willibrordus-Bauverein, unter: www.web.cathol.lu, (abgerufen am: 09.06.2017).

o.V.: »Willibrord-Denkmal«, in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de, (abgerufen am: 11.03.2017).

o.V.: »Willibrord-Statue im Zentrum«, in: Bistum Trier – Pressedienst (30.01.2007), unter: www.cms.bistum-trier.de, (abgerufen am: 11.03.2017).

o.V.: »Willibrord von Echternach«, in: Ökumenisches Heiligenlexikon, unter: www.heiligenlexikon.de, (abgerufen am: 11.03.2017).

 

LM