»LOVE« »MAGE« »TRUE« »REGAS«

Jusqu' ici tout va bien

Das Zitat Jusqu'ici tout va bien stammt aus dem französischen Spielfilm La Haine von Mathieu Kassovitz aus dem Jahre 1995, welcher den Graffiti-Künstlern hier als Grundlage für das großangelegte Werk diente. Sie übersetzen die filmischen Mittel in ihre Graffiti Handschrift und spielen auf zentrale Szenen und Motive des Filmes an.

LOVE, REGAS, MAGE, TRUE, Jusqu’ici tout va bien, 2015, Messepark, Trier

Der Film La Haine fordert nicht nur zur Auseinandersetzung mit den eigenen Wertvorstellungen auf, sondern äußert auf bedrückende Art und Weise eine Form der Gesellschaftskritik. Der Mangel an Zukunftsperspektiven, das trostlose Leben in der französischen Banlieue und die Darstellung von gewalttätigen Übergriffen der Polizei provozieren und schockieren. Der Film liefert eine außergewöhnlich wirklichkeitsgetreue Darstellung der Lebenssituation der französischen Jugend in den Stadtrandgebieten von Paris. La Haine behandelt das in Frankreich sehr aktuelle und schwerwiegende Problem, das von Chirac zu seiner Amtszeit mit »fracture sociale« (dt.: »sozialer Bruch«) umschrieben wurde. Das zentrale Thema in La Haine ist damit die Machtlosigkeit. Die Protagonisten, aber auch die Polizei und viele andere Akteure in diesem Film werden immer wieder mit ihrer eigenen Machtlosigkeit konfrontiert. Sie versuchen Macht zu erlangen – bei den Protagonisten ist die Pistole das zentrale Motiv hierfür – aber scheitern letzten Endes immer wieder.

La Haine gilt als Meilenstein des französischen Kinos der 1990er und gewann unter anderem beim Filmfestival in Cannes 1995 die Auszeichnung für den besten Regisseur.

Das Thema des Graffitis ist am ehesten mit dem Lebenslauf des international anerkannten Graffiti-Künstlers Laurent Steinmayer »LOVE« in Verbindung zu bringen. Er wurde 1969 in Paris geborenen und kam mit vierzehn Jahren  erstmals in Kontakt mit der Graffiti-Kunst, dem visuellen Ausdruck der neuen Jugendbewegung des Hip Hop. Von New York ausgehend, begann Graffiti in den 1980er Jahren die urbane Jugendkultur in Europa zu erreichen. Hip Hop und Graffiti verstehen sich als eine Art »Ausdrucksträger« einer »Street-Culture«, »die nicht mehr in den traditionellen Institutionen verhandelt wird, sondern direkt auf der Straße«. Eine Jugend, die täglich sozialen Missständen und Gewalt ausgesetzt war, erschuf sich eine eigene Kultur und Kunstform. Laurent Steinmayer erlebte das Entstehen der Pariser Graffiti Subkultur hautnah. Wie für viele andere Pariser Jugendliche wurde die Graffiti-Bewegung für ihn eine Alternative zur »allgegenwärtigen Kriminalität, Gewalt und Hoffnungslosigkeit […]«. »Graffiti hat mir in dieser Zeit Halt gegeben, hat mir eine Alternative geboten. Sonst wäre ich heute wohl nicht mehr hier«, so beschreibt Steinmayer das bedingungslos Existenzielle seiner Kunst. Das Sprayen ließ ihn nicht mehr los. Seine Leidenschaft wurde zugleich zu einer Obzession.

Das im Graffiti verwendete Zitat »jusq’ici tout va bien« stammt aus der französischen Originalvertonung, die mit folgenden Worten beginnt:

»C’est l’histoire d’un homme qui tombe d’un immeuble de cinquante étages. Le mec, au fur et à mesure de sa chute il se répète sans cesse pour se rassurer: ›jusqu’ici tout va bien, jusqu’ici tout va bien, jusqu’ici tout va bien.‹ Mais l’important n’est pas la chute, c’est l’atterrissage.«

»Dies ist die Geschichte von einem Mann, der aus dem 50. Stock von ’nem Hochhaus fällt. Während er fällt, wiederholt er, um sich zu beruhigen, immer wieder: ›Bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut…‹. Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung!«

Der Film, der das trostlose Leben in den Banlieues Frankreichs schildert, ist in Schwarz-Weiß gedreht. Das Graffiti greift auch dieses filmische Mittel auf; die Sprayer verwendeten aussschließlich Graustufen zur Gestaltung des Werkes. Ein kleines stilisiertes Portrait eines Mannes, der seine Finger zu einem Pistolenlauf formt ist ebenso ein Filmzitat, welches dort zum Leitmotiv wird.

Filmstill aus La Haine

Kunstobjekte in der Nähe

Jusqu' ici tout va bien

  • In den Moselauen 1
  • 54294 Trier-West
  • Eingang zur Unterführung, Messepark-Seite

Referenzen

„La Haine“, die Entstehung von „Jusqu‘ ici tout va bien“: www.youtube.com