Maria Steinmann

Kunst am Bau – Haus des Jugendrechts

Im Rahmen eines Wettbewerbs zur künstlerischen Ausgestaltung des Haus des Jugendrechts in der Gneisenaustraße wurde das Konzept von Maria Steinmann (*1953) zum Siegerentwurf gewählt und im Jahr 2014 realisiert. Die Mauer aus Stampfbeton leitet den Besucher des Hauses über die Eingangsplattform nach innen in das Gebäude hinein. Auf ihr krönen Spolien, die die Künstlerin in ihrem Kunstwerk neu in Szene setzt. Gerahmt von schlichten Stahlkonstruktionen wird ihre Geschichtsträchtigkeit hervorgehoben. Eine weitere Besonderheit des Kunstwerkes ist das Schattenspiel, das sich dem Besucher zu den unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten zeigt.

Maria Steinmann, Kunst am Bau – Haus des Jugendrechts, 2014, Stampfbeton, Stahl, Trier-West

Das Kunst am Bau Projekt für das Haus des Jugendrechts wurde im Jahr 2014 nach einem Entwurf der Trierer Innenarchitektin und Künstlerin Maria Steinmann (*1953) realisiert. Beim Bau von öffentlichen Gebäuden, ist es vorgeschrieben eine bestimmte Summe der Baukosten in Kunst am Bau zu verwenden. Vor diesem Hintergrund sollten der Vorder- und Hintereingang, die Rampe und die Treppen künstlerisch und auch nutzenorientiert neu gestaltet werden. In einem eingeladenen, beschränkten Wettbewerb für die künstlerische Ausgestaltung des Haus des Jugendrechts auf dem Gelände der ehemaligen Gneisenaukaserne entwickelte Maria Steinmann ein Konzept, das insbesondere auf Integration und Wertschätzung des Menschen setzt: Auf einem Mauerbogen aus Stampfbeton, werden Spolien von einem Altbau-Abbruch in Trier integriert. Durch die, an Vitrinen erinnernden, Stahlkonstruktionen werden diese in Szene gesetzt. »Die Spolien in den ›Vitrinen‹ haben nicht nur einen ästhetisch aufbereiteten Geschichtsbezug, sondern stehen auch für Wertschätzung und Integration«, heißt es im Erläuterungsbericht.

Eine weitere Besonderheit dieses Werkes ist das Sonnen- und Schattenspiel, welches sich dem Besucher zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten zeigt. Der Wechsel der Schatten macht den Eingangsraum zu einem »Ort der Sinne«. Das Kunstwerk unterzieht sich so dem ständigen Wandel der Wetterlage und dem Lauf der Zeit. Das Rosten des Stahls, das Auswaschen von Salzen aus dem Stampfbeton und die Vermoosung der Spolien betonen den prozessualen Charakter des Werkes. Das Haus des Jugendrechts ist für Straftaten von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden im Stadtgebiet Trier zuständig. Hier arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendhilfe im Strafverfahren behördenübergreifend unter einem Dach. Inhaltlich kann das Kunstwerk auf die Entwicklung von straffälligen Jugendlichen bezogen werden, denn diese können sich auch im Laufe ihres Lebens in unterschiedliche Richtungen entwickeln – negative als auch positive. Die positive Entwicklung weg von sozialen Brennpunkten und Straftaten steht dabei im Vordergrund der Arbeit im Haus des Jugendrechts.

 

Das Material

Als Stampfbeton wird die, aus einem Gemisch von Kies, Sand, Zement und Wasser, entstandene Masse bezeichnet, die durch die Druckstöße beim Stampfen verdichtet wird. Mit entsprechender Verschalung kann der Kunststein in jede beliebige Form gebracht werden. Ein prominentes Beispiel für ein Bauwerk aus Stampfbeton ist die »Bruder-Klaus-Feldkapelle« in Wachendorf des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Er umschloss ein konisches Holzgerüst mit einem polygonalen Mantel aus Stampfbeton, der aus rötlichgelbem Sand, Flusskies und weißem Zement Schicht für Schicht aufgebaut wurde. Das Holzgerüst wurde anschließend, quasi als ›verlorene‹ Innenschalung, in Brand gesetzt und verkohlt. Übrig blieb ein rußgeschwärzter Innenraum.

Ein weiteres Beispiel ist das im September 2014 eröffnete Besucherzentrum der Sparrenburg in Bielefeld. Das eingeschossige Gebäude wurde vom Berliner Architekten Max Dudler entworfen. Die Fassade aus Stampfbeton ähnelt in Farbe und Struktur dem mittelalterlichen Mauerwerk der Burg und erinnert an natürliche Sedimentschichten.

 

Die Bedeutung von Licht und Schatten

Für die Innenarchitektin Maria Steinmann gehören »das Licht, die Lichtführung und die atmosphärische Wirkung von Licht und Schatten […] zu den essentiellen Mitteln der Raumgestaltung« (Schulte, 2015). Bei verschiedenen Kunst am Bau Projekten spielt das Motiv des Schattens eine wichtige Rolle. Neben dem Werk am Haus des Jugendrechts, realisierte Maria Steinmann zwei weitere Werke, in Hermeskeil und Westerburg, die durch das Spiel von Licht und Schatten charakterisiert sind. Ein Schatten erklärt den Gegenstand, der ihn wirft, wie eine Art Kommentar. Er gibt Hinweise auf die Form und Größe des Objektes, hält das Volumen, die Farbe oder die Oberflächenstruktur jedoch versteckt. Zusammen mit ihrem Mann entwickelt Maria Steinmann das Projekt »Schlagschatten«. Seit vielen Jahren verfolgt das Paar das Thema – jeder für sich oder auch gemeinsam.

Kunstobjekte in der Nähe

Kunst am Bau – Haus des Jugendrechts

  • Haus des Jugendrechts | Gneisenaustraße 41
  • 54294 Trier

Referenzen

»Kunst am Haus des Jugendrechts«, in: Trierischer Volksfreund, 31.10.2014, unter: www.volksfreund.de (abgerufen am 11.07.2017).

Steinmann, Maria: Planunterlagen und Erläuterungsbericht des Realisierungswettbewerbes, 2014.

Schulte, Bärbel: Schlagschatten – Bilder und Objekte, in: Städtische Galerie Kloster Karthaus, Kunst in der Region, 2015.

JH