Mahnmal für deportierte Sinti und Roma
Das Mahnmal für die deportierten Sinti und Roma von Clas Steinmann (*1941) wurde am 10. September 2012 auf dem Bischof-Stein-Platz in der Trierer Altstadt eingeweiht. Die Arbeit aus sechs Bronzestelen geht auf die Initiative des rheinland-pfälzischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma zurück und fungiert als Gedenkstätte zur Erinnerung an die, während der NS-Zeit deportierten und ermordeten, Sinti und Roma.
Clas Steinmann, Mahnmal für deportierte Sinti und Roma, 2012, Bronze, 300 x 620 x 60cm, Bischof-Stein-Platz, Trier
Das Mahnmal für deportierte Sinti und Roma wurde vom Künstler Clas Steinmann (*1946) entworfen und 2012, hinter dem Trierer Dom auf dem Bischof-Stein-Platz, errichtet. Es besteht aus sechs türkis patinierten Bronzeblechstelen, die in einer Reihe, mit einem Abstand von einem Meter zueinander, aufgestellt wurden. Dies ermöglicht ein Durchschreiten des Kunstwerks durch den Betrachter. Städtebaulich fügt sich die Stelenreihe in das historische Umfeld ein. Sie wertet den Bereich der Kurienmauer auf, ihre Formensprache ist verhalten und angemessen ruhig.
Auf jeder Stele ist, auf einer der Schmalseiten, eine quadratische Platte mit Prägung bzw. Gravur eingearbeitet. Eine der Platten trägt einen Text, der an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma erinnert. Eine zweite Platte trägt den gleichen Text in Blindenschrift. Weiter finden sich Hinweise auf die Unantastbarkeit der Menschenwürde, ebenfalls auch in Blindenschrift. Informationen über Künstler, Förderer und Initiator finden sich in einer dritten Prägung. Auf drei der Platten ist jeweils ein QR-Code eingraviert, der den Betrachter durch Abfotografieren mit einem Smartphone auf Internetseiten mit Informationen und Dokumenten über die Verfolgung der Sinti und Roma zur Zeit des Nationalsozialismus führt.
»Das Handy wird zum Video-Guide. Es kann historische Dokumente abrufen, aber auch Botschaften von heute«, erläuterte Clas Steinmann. Mit der Gedenkstätte am Bischof-Stein-Platz setzte die Stadt Trier ein deutliches Zeichen gegen Antiziganismus, der ebenso zu verurteilen sei, wie der Antisemitismus, so Jacques Delfeld (Vorsitzender des Rheinland-Pfälzischen Landesverbands der Deutschen Sinti und Roma).
An Clas Steinmann gerichtet, stellte Klaus Jensen (damaliger Oberbürgermeister der Stadt Trier) in seiner Rede zur Einweihung der Gedenkstätte fest:
»Sie haben mit dieser Gedenkstätte einen Ort der Zuflucht geschaffen, der mitten im Herzen der Stadt liegt und der in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr übersehen werden kann. Dass dieser Ort an einer direkten Achse auf das ehemalige Judenviertel gegenüber dem Hauptmarkt hin liegt, werden Einheimische und Touristen rasch bemerken.«
Klaus Jensen, damaliger Oberbürgermeister der Stadt Trier
Dem nationalsozialistischen Rassenwahn fielen europaweit schätzungsweise 500.000 Sinti und Roma zum Opfer. Trierer Sinti und Roma wurden über ein Kölner Sammellager in die Ghettos und Konzentrationslager im Osten deportiert. Im Gedenkbuch für die Sinti und Roma im KZ Auschwitz-Birkenau sind zwölf Personen mit dem Geburtsort Trier verzeichnet. Die genaue Zahl der, von den Nazis ermordeten Trierer Sinti und Roma ist nicht bekannt.
Klaus Jensen machte in seiner Rede deutlich: »Viel zu lange war der grauenhafte Völkermord an den Sinti und Roma im öffentlichen Diskurs unserer Gesellschaft weitgehend ausgeblendet. Es ist aber unsere Pflicht, das Bewusstsein an die Gräueltaten wach zuhalten und um Vergebung zu bitten, wo eine Wiedergutmachung nicht mehr zu leisten ist.«
»Die sechs Stelen des Künstlers Clas Steinmann symbolisieren eine Grenze gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, bei gleichzeitiger Durchlässigkeit für Schutzbedürftige.«
Peter Bieg
»Man kann verzeihen, darf aber nicht vergessen«
Christian Pfeil, ein Trierer Überlebender des NS-Holocaust an Sinti und Roma, zur Einweihung der Gedenkstätte, am 10.09.2012
Für Clas Steinmann steht die Stelenreihe auch für das höchstmögliche Maß an Toleranz: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.«
Kunstobjekte in der Nähe
Mahnmal für deportierte Sinti und Roma
- Windstraße; Ecke Bischof-Stein-Platz
- 54290 Trier
- seitlich vom Dom; zwischen Dom-Vorplatz und Bischof-Stein-Platz
Referenzen
Website des Künstlers: www.classteinmann.com
Bernardy, Katja: Er sorgt für einen Ort der Stille, unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 06.10.2015).
Bieg, Peter: Der Bischof-Stein-Platz. „Ich bin mal kurz um die Ecke…“, in: 111 Orte in Trier die man gesehen haben muss. Mit Fotografien von Maximilian Staub, o.O. 2016, 30-31.
O.V.: Im Gedächtnis der Stadt verankert, unter: www.trier.de, (abgerufen am: 27.09.2015).
O.V.: Heute in der Trierer Zeitung: Sechs Stelen erinnern an deportierte Sinti und Roma, unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 27.09.2015).
O.V.: Trier eröffnet Denkmal zur Erinnerung an NS-Holocaust an Trierer Sinti und Roma, unter: www.sintiundroma.de, (abgerufen am: 27.09.2015).
Stölb, Marcus: „Man kann verzeihen, darf aber nicht vergessen“, in: 16vor – Nachrichten aus Trier, unter: www.16vor.de, (abgerufen am: 27.09.2015).
Artikel von Katja Bernardy im Trierischen Volksfreund vom 10.09.2012, unter: www.agf-trier.de (abgerufen am: 27.09.2015).
Rede von Klaus Jensen (Oberbürgermeister der Stadt Trier a. D.) zur Einweihung des Sinti und Roma Denkmals am 10.09.2012, unter: www.klaus-jensen.de, (abgerufen am: 27.09.2015).
weiterführende Literatur:
Zuche, Thomas [Hrsg.]: Stattführer. Trier im Nationalsozialismus. Trier 2005.
AT/JE/LM