Mahnmal für die Opfer der NS-Justiz
Das Mahnmal für die Opfer der NS-Justiz wurde 1989 durch die Künstlerin Gabriele Marwede (*1925) realisiert und an der Deutschen Richterakademie in Trier aufgestellt. In Gedenken an die Männer, Frauen und Kinder, denen während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, im Namen des Deutschen Volkes Unrecht widerfuhr dient es als Mahnstätte. Der stilisierte, menschliche, helmartig wirkende Kopf hat die Augen verhüllt. Auf einer steinernen in den Boden eingelassenen Tafel steht zu lesen: »Im Gedenken an die Frauen und Männer denen im Namen des Deutschen Volkes Unrecht geschah, 1933-1945«
Gabriele Marwede, Mahnmal für die Opfer der NS-Justiz, 1989, Kalkstein und Bronze, Europäische Richterakademie, Trier
Im Gedenken der Männer, Frauen und Kinder, denen während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, im Namen des Deutschen Volkes, Unrecht widerfuhr, wurde an der Deutschen Richterakademie in Trier, im Jahr 1989, eine Mahnstätte errichtet. Der künstlerische Entwurf des Mahnmals stammt von der, 1925 geborenen, freischaffenden Künstlerin und Bildhauerin Gabriele Marwede (*1925). Ihr Entwurf wurde in einem vom Bundesministerium der Justiz ausgeschriebenen Wettbewerb unter 10 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Die Künstlerin gab zu ihrem eingereichten Entwurf folgende Erläuterung:
»Um das bedrückende Geschehen, die belastende Vergangenheit in einer Gedenkstätte durch eine Skulptur fassbar zu machen, schien mir der Verzicht auf alles ‚Literarische‘ geboten. Ich habe für meinen Entwurf einen ‚Kopf‘ gewählt, um die Betonung auf das Einzelschicksal zu legen, auf den einzelnen Menschen, als Opfer und Täter.«
Gabriele Marwede
Im Verbergen der Augen sieht sie zum einen die Abwesenheit von Recht unter der Willkür und des Machtmissbrauchs der nationalsozialistischen Diktatur, zum Anderen den Widerstand, das »Sichverweigern«. Der Einzelne, im Widerstand gegen Unrecht, leidet und stirbt für seine Überzeugung. Er handelt aus persönlichem Gewissen, aus einer »geistigen Pflicht« heraus, gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und verhüllt sich im Angesicht äußersten Grauens. Das spitze Fallbeil zielt nicht nur auf den Betrachter, sondern, in Androhung der zerstörerischen Gewalt, auf das Individuum. Mit dem aufrechten Haupt ist die tröstende Hoffnung verbunden, dass physische Vernichtung nicht das Letzte ist.
»Die Mahnstätte ist errichtet zum Gedenken an die Frauen und Männer, denen im Namen des Deutschen Volkes Unrecht geschah, 1933-1945. Der Kopf steht als Zeichen für das Schicksal des Einzelnen, erlitten unter Willkür und Machtmissbrauch. Verbergen der Augen vor gnadenloser Gewalt und Menschenverachtung. Doch Wahrung des persönlichen Gewissens in der Einsamkeit physischer Vernichtung.«
Gabriele Marwede
Die Künstlerin wählte bewusst eine Aufstellung des Kopfs »in Augenhöhe«. Das Vor-Augen-Stellen geschieht in der Hoffnung, den Betrachter zum Nachdenken zu bewegen, sein Bewusstsein zu schärfen für Verantwortlichkeit. Aufmerksam machen möchte sie auf die Frage nach der Schuld des Einzelnen, denn die persönliche Verantwortung darf nicht auf ein übergeordnetes System oder eine höhere Instanz abgeschoben werden. Die Künstlerin möchte ein Nachdenken ebenso anregen, wie eine Bewusstwerdung. Dabei möchte sie einen Anstoß geben für die Auseinandersetzung mit der Rolle der Justiz und ihre Verstrickung in dem menschenverachtenden Unrechtssystem der Nationalsozialisten.
Kunstobjekte in der Nähe
Mahnmal für die Opfer der NS-Justiz
- Deutsche Richterakademie | Berliner Allee 7
- 54295 Trier
Referenzen
Bundesminister der Justiz [Hrsg.]: Im Namen des Deutschen Volkes. Justiz und Nationalsozialismus. Katalog
zur Ausstellung des Bundesministers der Justiz, Köln 1989.
Bundesminister der Justiz [Hrsg.]: Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz. Dokumentation des Wettbewerbs, o.O. 1989.
Christoffel, Edgar: Der Weg durch die Nacht. Verfolgung und Widerstand während der Zeit des Nationalsozialismus im Trierer Land, Trier 1983.
O.V.: Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz, unter: www.deutsche-richterakademie.de, (abgerufen am: 22.11.2015).
O.V.: Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz, in: Datenbank der Kulturgüter der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de, (abgerufen am: 06.12.2015).
Monz, Heinz: Trierer Justiz in der NS-Zeit. Bericht über zwei neue Veröffentlichungen, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter, Jg. 42, Trier 1996. 179-191.
Puvogel, Ulrike und Martin Stankowski: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation I, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Bonn 1995.
Schriftenreihe des Ministeriums der Justiz: Justiz im Dritten Reich. NS-Sondergerichtsverfahren in Rheinland-Pfalz. Eine Dokumentation. Frankfurt am Main (u.a.) 1994.
Zuche, Thomas [Hrsg.]: Stattführer. Trier im Nationalsozialismus. Trier 1996.
LM