Johannes Metten

Mutant

Die Mutation nimmt in Johannes Mettens (*1929) künstlerischer Tätigkeit eine wichtige Rolle ein. Der massiv gearbeitete Schaft der Bronzeskulptur Mutant wurde 1991 geschaffen und befindet sich heute auf der Forumsplatte der Universität Trier. Der Werktitel Mutant (lat. mutare, verändern) lässt zwar an ein Lebewesen denken, die Erscheinungsform aber scheint damit zunächst nicht einherzugehen. Die Skulptur stellt erst auf den zweiten Blick den Moment der Veränderung und Transformation dar: Erst in der Spitze der Skulptur wird eine gewisse Mutation deutlich, die aus der Statik des Schafts herauszubrechen scheint.

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Johannes Metten, Mutant, 1991, Bronzeguss, Höhe 193 cm, Forumsplatte, Universität Trier

Die massive Bronzeskulptur von Johannes Metten (*1929) wurde 1991 für die Aufstellung auf der Forumsplatte der Universität Trier geschaffen. Die als Mutant (lat. mutare, verändern) bezeichnete Skulptur wird von einer tiefen Furche zweigeteilt und von einem grotesk geformten Aufsatz bekrönt. Die Oberfläche der im Bronzeguss entstandenen Skulptur ist reliefartig durch kleine Vorsprünge, Vertiefungen und Knoten strukturiert. Im oberen Bereich und der Spitze ist das Material stärker durchgestaltet. Feine Werkspuren und Charakteristika des Materials treten hervor. Die zunächst glatte Oberfläche wandelt sich im oberen Viertel zu einer lebendigen Struktur, als wäre das flüssige Metall in der Bewegung erstarrt. Der Mutant vermittelt so den Eindruck von Bewegung oder einer Veränderung.

Johannes Metten, der sich zu Beginn seiner Karriere – wie seine Frau – mit Tierplastiken auseinandergesetzt hat, hat sich von 1971 bis 1995 dem Thema »Mutanten – Mutationen – Torsi« gewidmet. Im Grunde waren die Mutanten für ihn eine logische Weiterentwicklung vom Tier hin zu einem abstrahierenden Menschenbild. So erkennen wir nicht zu unrecht ein, dem Menschen ähnliches Wesen, vielleicht mit Beinen, aber eben doch »kopflos« und mehr ein Anklang an Lebewesen denn ein konkretes Abbild. Dabei ist die Mutation der Gene und damit die Veränderung des Erscheinungsbildes eines Lebewesens ein wesentlicher Faktor der Evolution. Eine Mutation ist ein plötzlich auftretender Evolutionsmechanismus, der bei Erfolg der Anpassung an neue Lebensumstände kontinuierlich weiter vererbt wird. Obwohl Mettens Skulptur auf den ersten Blick nur wenig mit der Erscheinungsform eines Lebewesens gemein hat, so »stellt sie doch den Moment der Veränderung und Transformation dar« (Irsigler 1991). Die Transformation wird deutlich in der Spitze der Skulptur, die aus der Statik des Schafts heraus zu brechen scheint:

»Die Materialdisparität zwischen dem Säulenschaft und der Spitze steht in einem schöpferischen und zeitlichen Zusammenhang: die Säule wurde zuerst gegossen und dann durch den sich verringernden, haptisch ausgearbeiteten Aufsatz erweitert, der die vorherrschende Linearität bricht.«

 

Franziska Irsigler

Die sich verändernden Materialstrukturen verdeutlichen die unterschiedlichen Ausprägungen ein- und desselben Werkstoffes. Die Mutationen sind hier Transformationen, oder Deformationen in Zwischenschritten ohne dem Betrachter einen Anhaltspunkt für das Erkennen der ursprünglichen Erscheinungsform zu geben. Auffallend für die Reihe von Mutanten, die Metten schuf ist immer die unruhige und ungewöhnliche Oberfläche der Bronzeskulpturen. Für Johannes Metten nimmt die Oberflächengestaltung eine wichtige Rolle ein, denn:

»Die strenge Form, oft reduziert auf eine hohe Stele, bekommt Leben durch die in Wachs und Wasser gesteuerten Oberflächenstrukturen. Zufallsentdeckungen werden bewusst provoziert und durchdringen die Körperhaftigkeit der Mutanten.«

 

Johannes Metten

Bis heute verfolgt Metten den Themenschwerpunkt der Mutation, als ständige Veränderung. Er entwickelt in seinen Plastiken und Skulpturen weiterhin Varianten des organischen Lebens, »die sich verselbständigen, erstarren und in ihrer aufrechten schlichten Gestalt wie Ikonen, Totems oder Wegzeichen einer anderen Kultur vor uns stehen.« (Minas 1998). Seine Mutanten und Torsi werden oft in Zweiergruppen aufgestellt und spontan als Paar wahrgenommen und damit auch als eine Lebensform menschlichen Ursprungs. Aber es könnte sich ebenso um die Darstellung unterschiedlicher Entwicklungsstadien handeln, worin Metten erneut Wandlung und Veränderung, Transformation und Deformation thematisiert.

 

Kunstobjekte in der Nähe

Mutant

  • Universität Trier | Universitätsring 15
  • 54296 Trier
  • Forumsplatte in Höhe der Mensa

Referenzen

Irsigler, Franziska: »Mutant, 1991«, in: Ralf Dorn / Ulrike Gehring / Bernd Nicolai: Auf der grünen Wiese. Die Universität Trier. Architektur – Kunst – Landschaft, Trier 2004, S. 158-159.

Landesmuseum Mainz [Hrsg.]: Kooperative Kunst. Bilder – Skulpturen – Objekte: Jamin – L. Metten – J. Metten – Prüstel – Roosen – Stark – Steinmann. Katalog der Austellung vom 15. Juni bis 11. August 1986. Trier 1986.

Minas, Günter [Hrsg.]: Zeitspuren. Kooperative Kunst. Ausstellungskatalog. Mainz 1998, unter: www.minas-mainz.de (abgerufen am: 10.08.2016).

Universität Trier: Grüner Campus: Mutant, unter: www.uni-trier.de (abgerufen am: 10.08.2016).

LM