Willi Hahn

Schutzmantelmadonna

Die Schutzmantelmadonna aus rotem Sandstein, neben dem Eingang des Kindergartens St. Paulin, in der Balthasar-Neumann-Straße, schuf der Trierer Bildhauer Willi Hahn (1920-1995), im Jahr 1950.

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Willi Hahn, Schutzmantelmadonna, Sandstein, 1950, Balthasar-Neumann-Straße

Die Sandstein-Skulptur des Trierer Bildhauers Willi Hahn (1920–1995) zeigt, in einer weichen Formsprache, Maria, die Mutter Jesu, wie sie ihren Mantel über eine Gruppe Kinder ausbreitet. Die Kinder sind unterschiedlichen Alters, Mädchen und Jungen. Teilweise halten sie sich an den Händen und bilden einen schützenden Kreis um die Jüngsten, die Spielzeug in ihren Armen festhalten. Auf den Mantelhälften befindet sich eine Inschrift: DU MUTTER / VOLLER GÜTE / UNS ALLE / ZEIT BEHÜTE.

Das Bildmotiv der »Schutzmantelmadonna« geht auf die Vorstellung des »Schutzmantelrechts«, im christlichen Mittelalter zurück. Damals bestand ein Gesetz: einflussreiche und besonders angesehene Personen, konnten ihren Mantel über Verfolgte ausbreiten, ihnen so Schutz gewähren und für sie um Gnade bitten. So bedeutete »der Mantel des sich erbarmenden Menschen […] für viele schuldig Gewordene Bewahrung vor schweren Strafen oder gar die Rettung vor dem sicheren Tod«. Ein weiteres Gesetz besagte: verwaiste Kinder, oder Kinder, die von ihren Eltern verleugnet wurden, konnten anerkannt und adoptiert werden, wenn ein bestimmter Mann sich bereit erklärte, »diese Kinder unter seinen Mantel zu nehmen«. Für die Kinder und Jugendlichen bedeutete diese Annahme durch einen »gütigen Vater« Schutz und Befreiung von Rechtlosigkeit und Elend. Im 12. Jahrhundert wurde diese Vorstellung vom »Schutzmantelrecht« bildhaft auf Maria, die Gottesmutter, übertragen. In der mittelalterlichen Vorstellung schützt die gnädige Mutter dabei auch die sündigen Gotteskinder vor der Bestrafung eines zornigen Gottvaters. Maria breitet in den Darstellungen ihren Mantel über Hilfe-Suchende, Bittsteller, Sünder oder Notleidende, aller Stände. In Willi Hahns Darstellung breitet die Muttergottes ihren Mantel über unschuldige Kinder, die bei ihr, wie in der christlichen Gemeinde, Schutz, Geborgenheit und Wohlwollen finden.

Kunstobjekte in der Nähe

Schutzmantelmadonna

  • Balthasar-Neumann-Straße 4
  • 54292 Trier
  • Eingang, Kindergarten St. Paulin

Referenzen

o.V.: »Schutzmantelmadonna«, in: Ver Sacrum, unter: www.versacrum.de, (abgerufen am: 19.06.2017).

o.V.: »Schutzmantelmadonna«, in: Das große Kunstlexikon von P.W. Hartmann, unter: www.beyars.com, (abgerufen am: 09.06.2017).

Willi Hahn – Katalog zur Ausstellung vom 1. bis 13. September 1995 in der Abtei St. Matthias, Trier 1995.

LM