Weg der Monolithe
Der Weg der Monolithe ist ein Landschaftskonzept des Bildhauerpaares Anna Maria Kubach-Wilmsen (*1937) und Wolfgang Kubach (1936-2007), welches 1988 im Rahmen eines Landschaftswettbewerbes entstand. Zwischen Campus I und II der Universität Trier entwarfen sie einen Steinlehrpfad, der 23 unterschiedliche Gesteinsarten zeigt und dokumentiert. Anhand einer nummerierten Plakette, können die jeweiligen Gesteinsarten in einem Schaukasten, zu Beginn des Pfades, nachvollzogen werden. In den Gesteinsgruppen sind verschiedene Gesteinstypen unterschiedlichster Herkunft zusammengefasst. So findet man hier z. B. Granit aus Afrika, Basalt aus der Eifel oder Diabas aus dem Sauerland. Der gesamte Pfad ist vom erhöhten Standpunkt des Eingangstores aus als Silhouette sichtbar.
Anna Maria Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach, Weg der Monolithe, 1988, Gesteine der Region, zwischen Campus I und II der Universität Trier
Das aus Carrara-Marmor gefertigte Tor markiert den Eingang und Startpunkt zum Weg der Monolithe. Das Tor besteht aus zwei in sich gedrehten, schraubenartig gerillten, unterschiedlich hohen Steinsäulen. Obenauf ein mächtiger, leicht gebogener Architrav, der wie aufgeschraubt scheint. Nach dem Durchschreiten des Tores wird man entlang eines Pfades zu weiteren Monolithen geführt. Dabei verarbeiteten Anna Maria Kubach-Wilmsen (*1937) und Wolfgang Kubach (1936–2007) insgesamt 23 unterschiedliche Steinarten der Region und aus dem Ausland, zusätzlich zu 30 Granitschwellen, die in den Boden eingelassen wurden.
Die Installation Weg der Monolithe ging 1988 als Sieger eines Wettbewerbs hervor. Die Wettbewerbsvorgaben sahen ein erklärtes Ziel vor: Die Gesteinssammlung des geologischen Instituts der Trierer Universität sollte sinnvoll in einen Landschaftsgarten integriert werden. Der Entwurf des Kubach-Wilmsen-Teams sah einen »japanischen Steingarten« vor, in dem »umgeben von grünen, leicht hügeligen Wiesen« Findlinge arrangiert werden oder einzeln aufragen sollten. Die verwendeten Gesteine im so entstandenen Steingarten sind unterschiedlicher Herkunft: So findet man z. B. Granit aus Afrika, Basalt aus der Eifel oder Diabas aus dem Sauerland. Daneben Buntsandstein, Marmor, Gneis, Kalkstein, Tuff, Tonschiefer oder Dolomitkristalle […].
Der Steinlehrpfad führt dabei unter Steinen hindurch, über sie hinweg oder dicht an ihnen vorbei und lädt nicht nur zur Betrachtung, sondern auch zur haptischen Erfahrung ein. Bei der Realisierung des Projekts war es von großer Wichtigkeit neue Erfahrungshorizonte hinsichtlich des Ertastens, des Begehens und des Erlebens von verschiedenen Gesteinsarten zu eröffnen.
»Man flaniert auf dem Weg der Monolithe an Steinen vorbei, über Steine hinweg oder – wie im Falle des Tores – durch Steine hindurch. Man kann sich im Steinkreis umschließen lassen oder vor der Pyramide die Größe der verwandten Steinquader bewundern. Manche Findlingsgruppen liegen weit vom Weg entfernt, andere ganz nahe. Manche bieten an, sich auf ihnen auszuruhen, sie zu berühren und ihre Konsistenz und Farbe zu begutachten, andere erschließen über ihre Positionierung interessante Sichtachsen, die den Campus neu akzentuieren. Durch einen Spaziergang verschiedene Ansichtsweisen zu erkennen und die Sensibilität für Steine durch Begehen, Berühren und Betrachten zu schärfen, sind die Ziele und Möglichkeiten des Weges der Monolithe.«
Franziska Irsigler
Von dem Eingangstor ausgehend erreicht man nach ca. 200 Metern ein zentrales Arrangement der Anlage, an welchem sich der Pfad in zwei Richtungen teilt: Eine weithin sichtbare Pyramide, die aus grob gefugten, rechteckigen Basaltsteinen zusammengefügt wurde, markiert die Kreuzung. Die Schauseite der Pyramide besteht aus ca. 80 rechteckigen, aber unregelmäßig geformten Basaltblöcken. Durch die Unregelmäßigkeit der Steinformen ergeben sich unterschiedlich große Fugen. Diagonal verlaufende, längliche Steine bilden die Seitenflächen. Dabei streben die Steinblöcke »diagonal von unten rechts nach oben links zur Vorderseite«. Folgt man der rechten Abzweigung, so führt der Steinlehrpfad weiter an einem Steinkreis aus verschiedenen Findlingen vorbei. Wendet der Betrachter seinen Blick nun dem Universitätsgebäude zu, so wird der Bildausschnitt seiner Ansicht von zwei Steinstelen förmlich eingerahmt. Das Ende des »Materialpfades« markieren zwei weitere Findlinge. Alle Exponate sind mit Nummern versehen. Ein Schaukasten zu Beginn des Pfades klärt über die verschiedenen Gesteinsarten und ihre Herkunft auf.
Das Kubach-Wilmsen-Team nutzt die Landschaft als »Präsentationsforum« und akzentuiert sie gleichzeitig durch das Arrangement und die Installation der veränderten und angepassten Findlinge. Dabei steht der Weg der Monolithe der amerikanischen Land Art der 1970er Jahre nahe. Die Intension der Land Art – Künstler, wie Walter de Maria oder Michael Heizer, war eine neue Erfahrung der Natur bzw. ihre künstlerische Veränderung und Umgestaltung auf Basis naturbezogener Konzepte. Dabei war die Natur gleichzeitig Ort und Gestaltungselement. Das Konzept des Steinlehrpfades des Kubach-Wilmsen-Teams hat darüber hinaus einen pädogogischen Anspruch, welcher der Land Art in der Regel fremd ist. Der Weg der Monolithe führt passenderweise vom Hauptcampus direkt zum Institut für Geographie.
»[…] die Installation [ist] Kunstwerk, Anschauungsobjekt, Studie und Freizeitmöglichkeit. Sie vereint in ihrer Idee und Umsetztung die Ziele und Methoden, die eine Universität vermitteln möchte. Der Weg der Monolithe ist ein Kunstwerk, das nicht sofort als solches erkannt wird, das jedoch beim zweiten oder dritten Blick mehr bietet, als man normalerweise von einem Kunstwerk erwartet.«
Franziska Irsigler
Kunstobjekte in der Nähe
Weg der Monolithe
- Universität Trier | Universitätsring 15
- 54286 Trier
- Wohnheim Tarforst, Eingangstor zum Steinlehrpfad
Referenzen
Bieg, Peter: »Der Weg der Monolithe. Steinernes Kunstwerk mit pädagogischem Anspruch«, in: 111 Orte in Trier die man gesehen haben muss. Mit Fotografien von Maximillian Staub, o.O. 2016, S. 226-227.
Irsigler, Franziska: »Weg der Monolithe«, 1988, in: Ralf Dorn / Ulrike Gehring / Bernd Nicolai: Auf der grünen Wiese. Die Universität Trier. Architektur – Kunst – Landschaft, Trier 2004, S. 148-151.
Mikuda-Hüttel, Barbara: »Die grüne Universität. Der Trierer Campus als Skulpturen- und Landschaftsgarten«, in: Ralf Dorn / Ulrike Gehring / Bernd Nicolai: Auf der grünen Wiese. Die Universität Trier. Architektur – Kunst – Landschaft, Trier 2004, S. 37-43.
Weg der Monolithe, in: Universität Trier – Grüner Campus, unter: www.uni-trier.de (abgerufen am: 09.09.2016).
LM