Karl-Jakob Schwalbach

Wasseruhrbrunnen

Der Wasseruhrbrunnen wurde zur 2000-Jahrfeier Triers von der Landesregierung Rheinland-Pfalz gestiftet. Bei der Gestaltung des Brunnens sollte eine Bezugnahme auf die Geschichte und Bedeutung Triers im Mittelpunkt stehen. Die Brunnengestaltung von Karl-Jakob Schwalbach (*1937) setzt diesen, innerhalb eines Wettbewerbs, geforderten Bezug (1984) auf vielschichtige Weise um. Der Wasseruhrbrunnen wurde den Trierer Bürgern am 29. September 1986, in einem feierlichen Akt, übergeben.

Karl-Jakob Schwalbach, Wasseruhrbrunnen, 1984, Willy-Brandt-Platz, Trier

Da das Land Rheinland-Pfalz das Kunstwerk auf dem Willy-Brandt-Platz zu Ehren des 2000-jährigen Bestehens der Stadt in Auftrag gab, sollte hier eine Bezugnahme auf die Geschichte und Bedeutung Triers im Mittelpunkt stehen. Der Wasseruhrbrunnen von Karl-Jakob Schwalbach (*1937), der gleichzeitig eine große Sonnenuhr und einen Trinkwasserspender darstellt, setzt diesen geforderten Bezug auf vielschichtige Weise um. Die Säule aus rotem Granit wurde mittig in einer ebenerdigen, begehbaren und nach einer Seite hin leicht überhöhten, ansteigenden Brunnenschale platziert. Die Grundfläche weist mehrere, an verschiedene Gesteinsschichten erinnernde Ebenen auf, durch deren Rinnsale nur teilweise Wasser fließt. Das Brunnenwasser tritt an mehreren Stellen des Brunnens zutage: zunächst aus dem Säulenschaft, wobei das untere Drittel stetig von dem hervorquellenden Wasser benetzt wird. Wasser fließt durch die Rinnsale des terrassenförmigen Bodens und die auf Sockeln stehenden Brunnenfiguren speien kleine Fontänen. Zwei unterschiedlich große Qualler helfen die Rinnen mit Wasser zu füllen. Auf diese Weise entsteht der Eindruck einer Landschaft mit Flussverlauf. Der Betrachter kann an der Sonnenuhr die Uhrzeit ablesen, gleichzeitig wird an das Vergehen der Zeit und das Fortschreiten der Geschichte erinnert. Aus einem speziellen Hahn spendet der Brunnen das lebensbringende Wasser.

»[…] der Brunnen [soll] nach dem Willen seines Gestalters, durch das beständige Hervorquellen und Versickern des Wassers, sowie durch den stetig wandernden Schatten des Sonnenstabes, zum Nachdenken anregen über die Vergänglichkeit und die Wiederkehr allen Lebens

 

Julia Frey

Die verschiedenen Ebenen des zweigeteilten Brunnenbeckens sollen an Erd- und Gesteinsschichten erinnern und gleichzeitig auf das Amphitheater aus römischer Zeit hindeuten. Der »Fluss« der die Schichten durchzieht lässt den Betrachter an das Moseltal und die geographische Lage Triers denken. Die Beschäftigung mit der Geschichte Triers soll sich aber keinesfalls auf die Antike beschränken. So stellen die Tierplastiken, die teilweise die Ziffern der Sonnenuhr schmücken, die verschiedenen Zeitalter dar. Während das Pferd die Treverer, ein Reitervolk aus keltischer Zeit verkörpert, steht der Adler mit Liktorenbündel für die römische Antike. Das Lamm, mit Krummstab und Schwert, steht für die geistliche und weltliche Gewalt des christlichen Mittelalters, der Hund symbolisiert das preußische Zeitalter und die Taube, als Friedenszeichen, stellt die Gegenwart der Stadt dar. Zusammen mit dem Standort des Brunnens, an dem bis zum zweiten Weltkrieg das Niederschloss stand, und der Bronzetafel, die bedeutende Künstler Triers aus allen Epochen ehrt, entsteht so eine komplexe Verschachtelung verschiedener Aspekte der Trierer Zeitgeschichte. Auf einer Platte eingeschrieben werden bedeutende Persönlichkeiten der Stadt – von der Römerzeit bis in die Gegenwart – genannt. Bemerkenswert ist, dass mit Schwalbach ein Künstler ohne direkten Ortsbezug diese Auseinandersetzung mit der Stadt geschaffen hat. Ein weiteres seiner Werke befindet sich an der Gehörlosenschule in Trier.

Kunstobjekte in der Nähe

Wasseruhrbrunnen

  • Willy-Brandt-Platz
  • 54290 Trier

Referenzen

Bieg, Peter: Der Trinkwasserbrunnen. Hintergründiges Multifunktionsgerät, in: 111 Orte in Trier die man gesehen haben muss. Mit Fotografien von Maximilian Staub. o.O.2016, 204-205.

Frey, Julia: Brunnen in Trier, Trier 1987, 21-22.

Valerius, Peter: Wasseruhrbrunnen, in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de, (abgerufen am 14.02.2015).

Van der Krogt, René u. Peter: Wasseruhrbrunnen, in: Statues – Hither  Thither, unter: www.vanderkrogt.net, (abgerufen am 19.02.2015).

AT/JE/LM