Trierer Sezession

Michael Trierweiler

Bildhauer, freischaffender Künstler
* 19.05.1908 in Trier  21.08.1998 in Trier

Michael Trierweiler wurde am 19. Mai 1908 in Zewen, bei Trier „in die Frühzeit der Moderne hineingeboren“ (H. L. Schulte). Von 1924-29 absolvierte er erfolgreich eine Steinmetzlehre und ein Studium an der Kunstgewerbeschule Trier. Im Jahr 1929 schloss sich ein einjähriges Studium an der Kölner Werkschule an. Während eines zwei monatigen Studienaufenthalts in Paris (1933) machte er Bekanntschaft mit Otto Freundlich. Trierweiler bewunderte die Freiheit der Kunst, die er in Paris kennen und schätzen lernte. Sein Studienaufenthalt in Paris wurden vom NS-Regime kritisch vermerkt und in der Trierer NS-Presse wurde er wütend angegriffen und defamiert. Trierweiler war bereits seit 1930 in Trier als freischaffender Bildhauer und Hilfslehrer an der dortigen Werkkunstschule tätig gewesen, doch nun, als ihm gar ein Berufsverbot drohte, kehrte er seiner Heimatstadt den Rücken und arbeitete von 1937 bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst (1940) in einem eigenen Atelier in Köln. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft (1946) folgte er einem Lehrauftrag an der Trierer Werkkunstschule. Er blieb Leiter der dortigen Bildhauer-Klasse bis 1956. Neben Edgar Ehses, Edvard Frank, Reinhard Heß, Peter Krisan und Carl Schneider gehörte er der „Trierer Sezession“ an. Diese Künstlervereinigung konnte sich ab 1948 über die Grenzen der Stadt und des Trierer Raumes hinaus einen Namen machen. Im Anschluss an seine Lehrtätigkeit machte sich Trierweiler wieder als freischaffender Bildhauer selbstständig. Der Wiederaufbau der kriegszerstörten Städte hatte begonnen und Michael Trierweiler fand ein „dankbares bildhauerisches Aufgabenfeld, das weit über seinen Hauptwirkungsort Trier hinausreichte“ (H. L. Schulte). In dieser Zeit entstanden seine großformatigen Plastiken und Reliefs.

„Seine Auftragsarbeiten verraten die streng stilisierende Hand eines Künstlers, der auf figurgebundene Zeichenhaftigkeit aus ist: von allem Zufälligen und Beiläufigen abstrahierend, den Blick aufs Typische und Wesentliche gerichtet und seine technische Meisterschaft allein diesem unterordnend.“

Hans Ludwig Schulte

Michael Trierweiler verstand sich nicht nur auf eine stilisierte, naturnahe Formgabe, die eine klare Symbolik transportierte.

„Er schuf auch radikal abstrahierte Arbeiten, deren bizarre Formgebung an die Phantasie des Betrachters appellierten, […].“

Hans Ludwig Schulte

Am 21. August 1998 verstarb Michael Trierweiler, nicht einmal zwei Wochen nach seinem Künstlerkollegen und Freund Reinhard Heß. Trierweilers Grab befindet sich neben einem seiner Hauptwerke, dem „Großen Knienden“, auf dem Trierer Hauptfriedhof.

Michael Trierweiler wurde vor allem durch seine Arbeiten für den öffentlichen Raum und im kirchlichen Kontext bekannt. Eine Auswahl seiner wichtigsten und bekanntesten Werke: „Der große Kniende“ – Denkmal für die Opfer der Gewaltherrschft 1933-1945 (Hauptfriedhof Trier), Kreuzigungsdarstellung am Westwerk der Liebfrauenkirche Trier, Gedenkplakette am Geburtshaus von Karl Marx in Trier, Bronzegruppe „Huckepack“ (Hindenburg-Gymnasium Trier), Sandsteinrelief über dem Haupteingang des Rheinischen Landesmuseums Trier, sechs Steinreliefs „Gerechtigkeit“ (Landgericht Trier), eine Bronzestatue „Mutter und Kind“ (Gesundheitsamt Bad Kreuznach), eine „Pietà“ für die Herz-Jesu-Kirche in Saarbrücken, ein Bronzerelief „St. Rochus und Wendelinus“ in der Pfarrkirche Hasborn. Auch das Pilgerabzeichen zur Heilig-Rock-Wallfahrt 1959 stammte von Michael Trierweiler. Weitere Arbeiten des Künstlers befinden sich in Koblenz, Prüm, Köln, Düsseldorf, Aachen, Luxemburg, Amsterdam und Berlin.

„In seinen Arbeiten, die selbst im kleinen Format monumental wirken, strebte er stets eine Endgültigkeit der Form an. Keine ausladenden, vehementen Gebärden kennzeichenen seine Figuren, sondern ruhige Ausgeglichenheit und maßvolle Ausgewogenheit.“

Jürgen Grabbe

LM

Kunstobjekte des Künstlers

Referenzen

AK: Gemälde Reinhard Hess, Plastiken Michael Trierweiler vom 4. Juni bis 7. Juli 1977, Städtisches Museum Simeonstift Trier, Trier 1977.

AK: Ehses, Frank, Hess, Trierweiler: Künstlerhaus Metternich, 27. Oktober bis 17. November 1974. Koblenz 1974.

Biographie von Michael Trierweiler in der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie (RPPD), unter: www.rlb.de, (abgerufen am: 30.01.2016).

Fischer, Cordula: Gegen das Vergessen schreiben. Gertrud Trierweiler-Schwickerath bewahrt viele Erinnerungen an ihre Jugendzeit und will diese weitergeben, in: Trierischer Volksfreund, 10.08.2005.

Heß, Reinhard: Der Bildhauer Michael Trierweiler wurde 85 Jahre alt, in: Neues Trierisches Jahrbuch, (1993), 179-186.

Ladendorf, Heinz: „Denkmäler und Mahnmale seit 1945“, in: Konrad Schilling [Hrsg.]: Monumenta Judaica, Köln 1963, 646ff., 662f., Abb. 22.

Lange, Udo: Art. Trierweiler, Michael, in: Heinz Monz [Hrsg.]: Trierer Biographisches Lexikon, Trier 2000, 473-474.

Pöggeler, Franz: Das Werk des Bildhauers Michael Trierweiler, in: Neues Trierisches Jahrbuch, 2 (1962), 85-88.

Schulte, Bärbel: Zum Tode des Trierer Bildhauers Michael Trierweiler, in: Neues Trierisches Jahrbuch, 38 (1998), 273-276.

Schulte, Hans Ludwig: Das Symbolische war ihm wichtig. Bildhauer Michael Trierweiler starb mit 90 Jahren, in: Trierischer Volksfreund, 25.08.1998.

Schulte, Hans Ludwig: Den Blick auf das Typische gerichtet. Strenge Form und klare Symbolik: Zum 90. Geburtstag des Trierer Bildhauers Michael Trierweiler, in: Trierischer Volksfreund, 16./17.05.1998.

Schulte, Hans Ludwig: Bildhauer von Ruf und Rang. Michael Trierweiler 80 – Ein reiches Lebenswerk, in: Trierischer Volksfreund, Nr. 116/19.05.1988.

„Stadt würdigt Michael Trierweiler“, in: Rathaus Zeitung, 36/01.09.1998, 4.

Zenz, Emil: Geschichte der Stadt Trier, 3 Bde, Trier 1967-1973, Bd. 2 u. 3.