Willi Hahn

Cläre-Prem-Plakette

An der Außenwand des Palais Walderdorff, in ca. 2m Höhe, die Cläre-Prem-Plakette. Das von Willi Hahn (1920–1995) 1990 gefertigte Bronzerelief zeigt die Trierer Mundartdichterin, wie sie aus einem geöffneten Sprossenfenster über den Hauptmarkt blickt. Mit ihrer rechten Hand scheint sie gerade einen Fensterflügel ein Stückchen weiter zu öffnen. Auf dem Fenstersims ist ihr Name zu lesen, darunter ihre Lebensdaten »1899–1988« und die Bezeichnung »Mundartdichterin«. Im Giebelfeld des Fensters befinden sich zwei kleinere, männliche Figuren mit Kopfbedeckung, Regenschirm und Spazierstock. Sie neigen sich einander zu und scheinen in ein Zwiegespräch vertieft. Auf der untersten Sprosse des, vom Betrachter aus gesehenen, rechten Fensterflügels sitzt eine Heuschrecke. Unterhalb des Reliefs befindet sich eine ebenfalls bronzene Widmungstafel: »Gewidmet von KG Heuschreck Trier anno 1990«.

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Willi Hahn, Cläre-Prem-Plakette, 1990, Bronzeguss, Relief, 50 x 90 cm, Außenwand des Palais Walderdorff, Hauptmarkt, Trier

Am 1. September 1991 wurde die Cläre-Prem-Plakette feierlich enthüllt. Die Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck hatte 1990 den Bildhauer Willi Hahn (1920–1995) mit ihrer Anfertigung betraut, um eine große Liebhaberin des Karnevals und Bewahrerin der moselfränkischen Mundart zu ehren. So wird der »symbolische Fensterplatz«, den die »große Dame der Trier Mundart«, mit Blick über den Hauptmarkt, erhielt, als »posthume Liebeserklärung« der Trierer Bürger empfunden. (Becker)

Am 30. August 1899 wurde Cläre Prem in Duisburg geboren. Die von der Mosel stammende Schifferfamilie zog es bald nach der Geburt der Tochter in die trierische Heimat zurück, wo Cläre Prem im alten Stadtteil St. Barbara aufwuchs. Bereits 1918 publizierte die gelernte Verwaltungsangestellte erste Gedichte. Mit großem Erfolg erschienen Prosa, Poesie, Artikel und Kurzgeschichten der Schriftstellerin in Zeitschriften und Kalendern, im Trierischen Volksfreund und der Trierischen Landeszeitung. Ihre wahre Stärke sah Cläre Prem selbst in der Mundartdichtung und machte sie zu ihrem Lieblings-Sujet.

Von 1946 bis 1964 wurden wöchentlich im Trierischen Volksfreund die fiktiven Gespräche der von Cläre Prem ersonnenen »Trierer Originale« Koorscht und Kneisjen veröffentlicht. Liebevoll augenzwinkernd hielt die Mundartdichterin den Trierern den satirischen Spiegel vor. Bis in die 1980er Jahre lebten Koorscht und Kneisjen, verkörpert von Hans Kuhn und Werner Becker, in den Sitzungen der Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck weiter.

Cläre Prem verschrieb sich im KG Heuschreck und im Verein Trierisch, zu dessen Vorstand sie zählte, nicht nur der Mundart- und Brauchtumspflege, sondern engagierte sich ebenso leidenschaftlich für die Emanzipation der Frau. Unter dem Pseudonym Hanna Mann veröffentlichte sie mehrere Texte im Kampf für mehr Frauenrechte und für die Belange der Emanzipation. »Cläre alias Hanna stand ein Leben lang ihren Mann.« (Morgen) Für ihre Verdienste um die Erhaltung der trierischen Mundart, sowie der Brauchtums- und Traditionspflege, erhielt sie mehrere Ehrungen. So würdigte der Stadtrat sie bereits 1960 mit dem Stadt-Ehrensiegel augusta treverorum.

Im hohen Alter erblindete das »echte Barbelser Mädchen« und starb am 25. März 1988 im Pflegeheim St. Irminen. Sie hatte »ihre Stimme erhoben als ein Kind des Volkes, an dessen Puls sie mit aller Vehemenz und Liebe ihres gütigen und weltoffenen Herzens lauschte«. (Becker)

Im Bronzerelief der Cläre-Prem-Plakette ist nicht nur die Mundartdichterin liebevoll als »Trierer Original« verewigt, sondern auch ihre berühmtesten, ersonnenen Figuren Koorscht und Kneisjen. Die Heuschrecke, das Wappentier der KG Heuschreck, auf der Fenstersprosse sitzend, verweist auf ihre innige Verbindung zum trierischen Brauchtum und der Karnevalsgesellschaft, die sie mit dieser Plakette ehrt.

Das Grabmal der 1988 verstorbenen Mundart-Dichterin befindet sich auf dem Trierer Hauptfriedhof. Der Grabstein wurde ebenfalls von Willi Hahn gestaltet. Hier begegnen uns die, von ihr geschaffenen, »lästernden und fabulierenden Viezbrüder« Koorscht und Kneisjen erneut. Eine Replik der Cläre-Prem-Plakette befindet sich an der Hauswand der Kneipe »Fischers Maathes« in der Wechselstraße.

2001 wurde in Trier-Nord, in der Nähe des Hauptfriedhofs, sogar eine Straße nach Cläre Prem benannt.

Kunstobjekte in der Nähe

Cläre-Prem-Plakette

  • Hauptmarkt
  • 54290 Trier, Innenstadt
  • Palais Walderdorff

Referenzen

Becker, Werner: »Gedanken in memoriam Cläre Prem anlässlich der Enthüllung ihrer Gedenkplakette am Palais Walderdorff auf dem Trierer Hauptmarkt am 01.09.1991.« Neues Trierisches Jahrbuch, 32 (1992), S. 281–283.

Brach, Gisela: »Interview mit Cläre Prem.« Neues Trierisches Jahrbuch, 34 (1994), S. 263–264.

Brach, Gisela: »Cläre Prem – ein Stück Trier. Die Dichterin wird morgen 80 Jahre alt – geboren in Duisburg, aber trotzdem ein echtes ›Barbelser‹ Kind.« Trierischer Volksfreund 29.08.1979.

Kann, Hans Joachim: »Cläre Prem (1899-1988)«, in: Rheinland-Pfälzerinnen, (=Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, 23), Mainz 2001, S. 315–316.

Morgen, Roland: »Milliunen Trierer fruh gemaach. Zum 100. Geburtstag von Cläre Prem«, in: Neues Trierisches Jahrbuch, 39 (1999), S. 36–37.

Morgen, Roland: »Verwirrung um Cläre Prems letzte Ruhestätte«, in: Trierischer Volksfreund (21.01.2010), unter: www.volksfreund.de (abgerufen am: 05.10.2015).

Monz, Heinz [Hrsg.]: Trierer Biographisches Lexikon. Trier 2000.

Ost, Sandra: Spaziergänge über den Trierer Hauptfriedhof, Trier 2004, S. 82–83.

Siepmann-Wéber, Gisela: »Cläre Prem. Eine besondere Frau« Das Trier-Buch, Clenze 2008, S. 74–75.

Schneider, Lutz [Hrsg.]: Phänomen Heuschreck, Trier 1998, S. 199.

Unbekannt: »Cläre-Prem-Plakette am Palais Walderdorff« Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de (abgerufen am: 05.10.2015).

LM