Franz Schönberger

Gedenktafel für Jenny von Westphalen

Am 2. Dezember 1982 wurde eine Gedenktafel für Jenny von Westphalen enthüllt. Die Tafel befindet sich an der Außenwand des Elternhauses der späteren Ehefrau von Karl Marx. Der Bildhauer Franz Schönberger (*1946) hatte die Bronzetafel nach einem angeblichen Jugendbildnis der Jenny von Westphalen gefertigt. Doch zehn Jahre nach der Enthüllung der Gedenktafel konnte bewiesen werden, dass es sich bei dem Bildnis einer jungen Frau nicht um eine Darstellung der jungen Jenny handelte. Franz Schönberger erneuerte daraufhin das Bronzeporträt der späteren Jenny Marx im Jahr 2008.

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Franz Schönberger, Gedenktafel für Jenny von Westphalen, 1982/2008, Bronze, 59 x 89 x 2 cm, Neustraße 83, Trier-Innenstadt

An der Außenwand des Elternhauses der Jenny von Westphalen erinnert seit 1982 eine bronzene Gedenktafel an die Ehefrau von Karl Marx. Franz Schönberger (*1946) hatte das Bildnis nach einem bekannten Jugendbildnis der Jenny Marx gefertigt.

Zehn Jahre nach der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel wies der Moskauer Wissenschaftler Boris Rudjak nach, dass das damals für Biographien verwandte, angebliche Jugendbildnis der Jenny Marx, nicht Jenny von Westphalen, sondern eine Freundin der Familie zeigte. Somit war auch das Porträt der Gedenktafel am Elternhaus der Jenny von Westphalen falsch. Franz Schönberger musste gar einen »Doppelfehler« korrigieren, denn die Vorlage, die ihm 1982 für die Anfertigung der Plakette zur Verfügung stand, »war zu allem Überfluss auch noch seitenverkehrt«. Die Neuanfertigung, unter Verwendung des alten Schriftteils »Jenny von Westphalen / 1814 – 1881 / Ehefrau von Karl Marx / Elternhaus« finanzierte, wie bereits 1982, die Volksbank Trier, die auch heute noch im Erdgeschoss des Hauses eine Filiale unterhält. 1981 war einer der Initiatoren der Gedenktafel Ignaz Bender, Uni-Kanzler a. D. Er zeigte sich bei der Enthüllung des erneuerten Bronzereliefs, am 1. Dezember 2008: »erleichtert und froh. Wir sind damals reingefallen auf ein falsches Bildnis. Jetzt ist alles in Ordnung.« Die Autorin Angelika Limmroth veröffentlichte 2014 die Biographie »Jenny Marx« und würdigte sie bereits 2008 in ihrer Ansprache, als »engagierte, geistig eigenständige, selbstbewusste und ebenbürtige Partnerin eines großen Mannes.« Eine mutige, unangepasste Kämpferin, die vor allem im Verständnis der Geschlechterrollen ihrer Zeit weit voraus war.

Johanne Bertha Julie von Westphalen, so ihr vollständiger Name, wurde am 12. Februar 1814 in Salzwedel geboren. Sie entstammte dem liberalen Bürgertum. Ihr Vater, Johann Ludwig von Westphalen, war 1813 Landrat in Salzwedel und von 1816 bis 1834 Regierungsrat in Trier. Von ihrer Familie und Freunden wurde »das schönste Mädchen von Trier« einfach Jenny genannt. Gegen den vehementen Widerstand ihrer Verwandschaft aus der ersten Ehe ihres Vaters, entschloß sie sich zur Eheschließung mit dem vier Jahre jüngeren Karl Marx, eine Liebesheirat. »Durch vielfältige Not und Entbehrungen war sie stets seine treue Gefährtin und Helferin im täglichen Leben, wie bei dessen wissenschaftlichen und politischen Tätigkeiten.« (Romeyk) Jenny von Westphalen war eine »außergewöhnliche Persönlichkeit: gebildet, mutig, großherzig. Trotz aller Schwierigkeiten hielt sie an ihrer Liebe zu Karl Marx fest, teilte seine Überzeugungen und unterstützte seine Arbeit vorbehaltlos«. (Jung) Kennengelernt hatte sie Marx schon als Kind. Ihr Vater war, ebenso wie Marx` Vater, eine angesehene Persönlichkeit in Trier. Für den preußischen Beamten Johann Ludwig von Westphalen war es eine Selbstverständlichkeit, dass auch seine Tochter eine umfassende Bildung erhielt. Die junge Frau wird als außergewöhnlich intelligent, anmutig, schön und humorvoll beschrieben. Erst nach siebenjähriger Verlobungszeit konnte die Ehe 1843 geschlossen werden. Noch im selben Jahr zog das Paar von Trier nach Paris, wo Marx als politischer Journalist arbeiten wollte. Im Mai 1844 wurde die erste Tochter geboren. Sieben Kinder brachte Jenny zur Welt, von denen nur drei Töchter überlebten. Jenny und Karl Marx litten darunter, dass sie ihrer Familie kein materiell gesichertes Leben bieten konnten. 1845 wurde die Familie Marx aus Frankreich ausgewiesen. Im Brüssler Exil entstand 1848 das »Manifest der Kommunistischen Partei«. In Brüssel lernten sie Friedrich Engels kennen. Doch auch Brüssel musste die junge Familie verlassen. Im Londoner Exil lebte die Familie Marx in ärmlichen Verhältnissen und Engels war häufig der Retter in der Not. Jenny Marx half ihrem Mann, der eine unleserliche Handschrift hatte, bei der Reinschrift seiner Texte und bei den Verhandlungen mit Verlegern.

»Natürlich hat Marx keine spezifischen Heilmittel […] parat, keine Pillen, keine Salben, um die klaffenden, blutenden Wunden unserer Gesellschaft zu heilen; aber es scheint mir, dass er, nach der naturhistorischen Entwicklung des Entstehungsprozesses moderner Gesellschaft, die praktischen Resultate und Nutzanwendungen bis zu den kühnsten Konsequenzen gezogen hat […].«

 

Jenny von Westphalen, 1867, kurz nach Erscheinen des ersten Bandes des »Kapitals«

Erst spät kam sie dazu, eigene Texte zu verfassen: zwischen 1875 und 1877 veröffentliche sie einige vielbeachtete Theater-Feuilletons in der renommierten »Frankfurter Zeitung«. Jenny Marx starb, nach schwerer Krankheit, am 2. Dezember 1881 in London. Ihr Freund Wilhelm Liebknecht prophezeite: »Mit ihr starb er. Ihr Tod war sein Tod. Das wußten alle, die ihn kannten«. Er sollte Recht behalten. Nur zwei Jahre nach Jennys Tod starb auch Karl Marx. Auf der Grabplatte des Familiengrabes auf dem Highgate Cemetery in London lautete die Inschrift: »Jenny von Westphalen / The beloved wife of / Karl Marx / Born February 12. 1814 / Died December 2. 1881 / And Karl Marx / Born May 5. 1818, died March 14. 1883 / […].«

Kunstobjekte in der Nähe

Gedenktafel für Jenny von Westphalen

  • Neustraße 83
  • 54290 Trier - Innenstadt
  • Filiale der Volksbank Trier; Elternhaus der Jenny von Westphalen

Referenzen

Gemkow, Heinrich: Art. »Westphalen, Gerhard Julius Oscar Ludwig Edgar v.«, in: Heinz Monz [Hrsg.]: Trierer Biographisches Lexikon, Trier 2000, 503.

Grandt, Jens: »Das schönste Mädchen von Trier« (15.04.2014), in: derFreitag, unter: www.freitag.de, (abgerufen am: 27.05.2017).

Hauser, Reinhard: Art. »Marx, Karl«, in: Heinz Monz [Hrsg.]: Trierer Biographisches Lexikon, Trier 2000, 284.

Jung, Ruth: »Jenny von Westphalen. Ein Leben mit und für Karl Marx«, in: Deutschlandfunk (12.02.2014), unter: www.deutschlandfunk.de, (abgerufen am: 21.03.2017).

Limmroth, Angelika: Jenny Marx. Die Biographie. 2014.

Monz, Heinz: »Zur Biographie der Jenny von Westphalen«, in: Neues Trierisches Jahrbuch, 1996, 141-148.

Morgen, Roland: »Jenny-Gedenktafel zurückgekehrt« (02.12.2008), in: Trierischer Volksfreund, unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 27.05.2017).

o.V.: »Jenny-Gedenktafel wird heute enthüllt« (01.12.2008), in: Trierischer Volksfreund, unter: www.volksfreund.de, (abgerufen am: 27.05.2017).

Romeyk, Horst: Art. »Westphalen, Johann Ludwig v.«, in: Heinz Monz [Hrsg.]: Trierer Biographisches Lexikon, Trier 2000, 503.

Romeyk, Horst: Art. »Westphalen, Johanne Bertha Julie (Jenny) v.«, in: Heinz Monz [Hrsg.]: Trierer Biographisches Lexikon, Trier 2000, 503-504.

LM