Willi Hahn

Heuschreckbrunnen

Der Heuschreckbrunnen an der Einmündung der Nagel- in die Fleischstraße ist eine durchaus selbstironische Arbeit des Bildhauers Willi Hahn (1920-1995). Gestiftet wurde der Brunnen mit seinen fünf Trierer Originalen 1977 von der Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck KG, die hier als Namensgeber auftritt. Die fünf Figuren Fischers Maathes, das Wichshänschen, Krons Ton sowie Koorscht und Kneisjen stehen um den Brunnenstock, obenauf eine überlebensgroße Heuschrecke. Der Witz steckt im Detail, denn Willi Hahn verewigte sich selbst als die Figur, die quer im Sockel steckt. Mit dem Gesicht schaut er in die Fußgängerzone, seine Füße stehen in Richtung Brückenstraße aus der Steinsäule. Dabei trägt er seine unverkennbare Baskenmütze und Kinnbart und verrät sich mit Hammer und Meißel als Bildhauer.

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Willi Hahn, Heuschreckbrunnen, 1977, behauener Sandstein, Nagelstraße/Fleischstraße, Mitte-Gartenfeld, Trier

Der Heuschreckbrunnen des Bildhauers Willi Hahn (1920-1995) ist in der Wahrnehmung des Trierer Fußgängers eher als Sitzgelegenheit, denn als Brunnen bekannt. Was lange daran lag, dass sich im Brunnenbecken kein Wasser befand. Dennoch ist es ein beachtenswerter, mit kuriosen Figuren ausgestatteter Brunnen, der 1977 von der namensgebenden Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck KG gestiftet wurde. Damit erklärt sich die Bedeutung der fünf um den Brunnenstock gereihten Figuren. Sie stellen langjährige Mitglieder der Karnevalsgesellschaft als richtige Trierer Originale dar: Der lange Koorscht neben dem kleinen Kneisjen, Fischers Maathes neben dem schmalen Wichshänschen mit dem Henkeltopf und letztlich Krons Ton mit seiner Lederschürze. Obenauf thront eine überlebensgroße Heuschrecke. Zeitweise wurden dieser im Leichtsinn rote Augen mit Sprühfarbe verpasst.

Hier steckt der Witz im Detail. Im Brunnenschaft, unter den Füßen der Steinfiguren, steckt quer Brunnenbaumeister Willi Hahn selbst. Mit dem Gesicht schaut er in die Fußgängerzone, seine Füße stehen in Richtung Brückenstraße aus der Steinsäule. Dabei trägt er seine unverkennbare Baskenmütze und Kinnbart und verrät sich mit Hammer und Meißel als Bildhauer. Mit einer Portion Selbstironie verewigt sich der gebürtige Saarbrücker in seinem Werk, das wohl zum bekanntesten in seinem Gesamtoeuvre geworden ist.

»Karnevalisten sind eben Querdenker. Nicht zu verwechseln mit Querköpfen!«

 

Hans-Georg Becker, Chef des Elferrats der KG Heuschreck

So feierte die Heuschreck KG im April 2009 die Geburtstage der Fischers Maathes und Johannes Leidner (Wichshänschen), die 193 beziehungsweise 188 Jahre alt geworden wären. Dagegen ist die KG Heuschreck mit ihren 167 Jahren sogar noch relativ jung. Die Quersummen der beiden Geburtstage und des Jubiläums ergeben zusammen die karnevalistische Zahl 44.

Erst 2013 wurde der Brunnen von seiner witterungsbedingten grünen Patina befreit und fachmännisch mit Luftdruck gereinigt, um den Sandstein nicht zu schädigen. Seitdem fließt auch wieder Wasser aus den Hähnen ins Becken.

Kunstobjekte in der Nähe

Heuschreckbrunnen

  • Nagelstraße
  • 54290 Trier
  • Ecke Fleischstraße

Referenzen

Frey, Julia: Brunnen in Trier, Trier 1983, S. 18.

o.V.: »Heuschreck-Brunnen«, in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, unter: www.roscheiderhof.de (abgerufen am: 29.07.2016).

o.V.: »Heuschreckbrunnen – Grasshopper Fountain«, in: Statutes – Hither & Thiter (Germany), unter: www.vanderkrogt.net (abgerufen am: 29.07.2016).

o.V.: »Wenn die Feste so fallen, wie man sie feiern möchte«, in: Trierischer Volksfreund, 19.04.2015, unter: www.volksfreund.de (abgerufen am: 22.09.2016).

o.V.: »Frühjahrsputz am Heuschreckbrunnen«, in: Trierischer Volksfreund, 24.04.2013, unter: www.volksfreund.de (abgerufen am: 22.09.2016).

o.V.: »Reine Vorsichtsmaßnahme. Verkleidung schützt frisch repariertes Heuschreckbrunnen-Becken bis Saisonbeginn«, in: Trierischer Volksfreund, 30.01.2013, unter: www.volksfreund.de (abgerufen am: 22.09.2016).

o.V.: »Wenn der Korscht ein Auge knipst«, in: Trierischer Volksfreund, 22.06.2009, unter: www.volksfreund.de (abgerufen am: 22.09.2016).

Schmitz, Michael: »Prosit auf zwei legendäre Trierer«, in: Blog: Täglich Trier, 17.04.2015, unter: www.taeglich.blog.volksfreund.de (abgerufen am: 23.01.2017).

Schneiders, Mechthild: »Wasserspeier mit närrischem Jubiläum«, in: Trierischer Volksfreund, 17.06.2009, unter: www.volksfreund.de (abgerufen am: 22.09.2016).

Schneider, Lutz [Hrsg.]: Phänomen Heuschreck, Trier 1998, 185-201.

LM/JH