Bernd Bleffert

Windharfen

Bernd Bleffert (*1955) fertigte die Windharfen in Zusammenarbeit mit dem Architekten Herbert Hofer (*1967) und dem Musiker Thomas Rath für die Daueranlagen der Landesgartenschau Trier im Jahr 2004 an. Auf einem Plateau des Petrisberges, direkt an einer Flaniermeile gelegen und daher auch angenehm fußläufig zu erreichen, findet sich eine Installation, welche gleich drei dieser Klangkörper umfasst. Eindrucksvolle acht Meter über den Erdboden ragen drei, in einer Reihe angeordnete, konische Stahlrohre schwindelerregend gen Himmel.

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Bernd Bleffert, Windharfen, 2004, H ca. 8m, LGS-Gelände auf dem Petrisberg, Trier
Die Windharfen von Bernd Bleffert (*1955) waren ursprünglich nur eine von vier aufeinander abgestimmten Installationen und repräsentierten entsprechend dem Konzept der Landesgartenschau das Element des Windes. Die drei anderen Werke waren folglich den Elementen Feuer, Wasser und Erde zugeordnet, fielen aber dem Baumaßnahmen des Petrisberger Konversionprojekts zum Opfer.
Laut Blefferts eigenen Angaben sind an jedem Rohr ein Stahlresonanzkasten und ein Holzwirbelblock befestigt, über welche jeweils vier mal zwanzig Saiten aus Polypropylenschnur mit insgesamt 500 Meter Länge gespannt sind. 

»Das von Bernd Bleffert entwickelte Prinzip gedrehter Saitenflächen versetzt die hier errichteten Installationen in die Lage, durch Wind in Schwingung versetzt zu werden. Auf Windkanal oder manuelle Ausrichtung kann somit verzichtet werden. Jede der Windharfen ist auf einen eigenen Grundton gestimmt und wird über einen Resonanzkasten verstärkt. Bei sanfter Luftbewegung ist das Obertonspektrum auch in Bodennähe (durch Schallöffnungen) zu hören. Bei starken Böen wird die ‚Sturmkrone‘ im oberen Bereich zu peitschenden, pfeifenden und sirrenden Klängen aktiviert.«

Internetpräsenz Bernd Bleffert

In dieser Ausführung wird die Bedeutung der Funktionalität für dieses Kunstwerk deutlich, denn obwohl das Dreigestirn visuell prägnant in Szene gesetzt ist, steht die ästhetische Wirkung nicht an erster Stelle. Bleffert selbst sagt dazu in einem Interview, dass für ihn immer der Klang die Form bestimmt und dass sich auf der Suche nach dem perfekten Ton zwangsweise ein gewisses Design ergibt. Dieser Umstand bedeutet jedoch keineswegs, dass er gar keinen Wert auf die Ausgestaltung liegt, denn auch der Klangkünstler hat einen visuellen Anspruch. Schließlich ist die Installation bewusst in einem öffentlichen Kontext integriert und befindet sich daher in einer optischen Abhängigkeit von seiner Umgebung. Diese visuelle Bedingtheit steht aber hinter der Funktionalität zurück und im Zuge dessen lässt sich darüber streiten, ob die Windharfen als ein Kunstwerk im konventionellen Sinn verstanden werden kann. Eindeutig ist, dass nicht die Optik, sondern der Klang im Vordergrund steht, wodurch eine gewisse funktionelle Nähe zum Instrument hergestellt werden kann, zumal auch die Namensgebung Windharfen darauf verweist. Dem widerspricht allerdings einerseits der stationäre Objektcharakter, welcher der Installation innewohnt, andererseits aber auch der von einem Menschen unabhängige und damit automatisierte Ablauf der Klangerzeugung. Einen anderen Schwerpunkt in Bezug auf Form, Klang und Raum zeigen die zwei folgenden alternativen Ausführungen einer Windharfe: Die

Skulptur Über den Teichen von Andreas Oldörp steht in einem Tal beim Kloster Grafschaft und besteht aus einem Kreis hoher Kupferstelen, welche eine Tonvarianz erzeugen, die sich natürlich in die Waldakustik einfügen und die Geräuschkulisse dezent ergänzen soll.Die vertikalen Stangen verlieren sich je nach Blickwinkel gänzlich zwischen den dünnen Stämmen und werden somit vom Raum vollständig assimiliert. Der Fokus liegt also noch stärker auf der Klangwirkung des Kunstwerks. Anders verhält es sich bei der Windharfe von Bildhauer Bernd F. K. Bunk, welche mit großer Kunstfertigkeit aus einem massiven Stück Eiche herausgearbeitet wurde. Sie besitzt daher eine auffällig wohlgeformte und dynamische Ästhetik, wodurch sie neben dem akustischen Element auch visuell eigenständig auftritt. Zudem verleiht ihre drehbares Fundament ein dezentes Maß an Interaktivität, sodass eine Art Hybrid aus Klangskulptur und Instrument entsteht.

Kunstobjekte in der Nähe

Windharfen

  • Gloucester-Straße 13
  • 54296 Trier

Referenzen

Homepage des Künstlers: www.bernd-bleffert.de

Interview mit Bernd Bleffert und Fabrice Lengronne, unter: www.bernd-bleffert.de (abgerufen: 02.04.2016)

SB